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Urbild des Glaubens: Abraham als gemeinsamer Stammvater

Ulrike Bechmann, Maha El-Kaisy-Friemuth
Abraham ist im interreligiösen Dialog zu einer die drei monotheistischen Religionen Judentum, Christentum und Islam verbindenden Programmfigur aufgestiegen. Dies gilt sowohl für wissenschaftliche wie für praxisbezogene Arbeit. Mit großer Selbstverständlichkeit ist deshalb inzwischen von den drei abrahamitischen bzw. abrahamischen Religionen bzw. der abrahamischen Ökumene die Rede. Viele Dialoginitiativen nutzen „Abraham“ als Teil ihres Namens, um anzuzeigen, dass den Religionen etwas Gemeinsames und Verbindendes zugrunde liegt. In den letzten Jahren traten jedoch die Bedeutung der Unterschiede und der Umgang damit stärker in den Vordergrund. Welche Rolle Abraham im gegenwärtigen interreligiösen Dialog tatsächlich spielen kann oder auch spielen sollte, hängt an der Rezeption der biblischen Erzählungen in den Theologien und Religionen, was insgesamt zumindest zur Differenzierung herausfordert.
Veröffentlicht im Mai 2014
Aktualisiert im März 2023
Zitierlink: https://handbuch-cid.de/urbild-des-glaubens-abraham-als-gemeinsamer-stammvater/

Einleitung

Die semantische Identität des Namens „Abraham“ oder arabisch „Ibrahim“ suggeriert ein einheitliches Erinnerungskonzept des literarischen Abraham. Von ihm als „Stammvater“ leiten sich mit unterschiedlichen Frauen die Söhne Isaak und Ismael ab, Gründungsfiguren von Judentum, Christentum und Islam. Oft bleibt es auch in der Schwebe, ob man nun von einem historischen Familiengründer ausgeht, oder ob man mit der theologisch-literarischen Figur Abraham rechnet. Seine vorbildlich-verbindende Haltung als „Urbild des Glaubens“ zeichnet und rezipiert Abraham als denjenigen, der an einen Gott in einer polytheistischen Gesellschaft glaubt und diesen Glauben auf den Ruf Gottes hin gelebt hat. In der Verschränkung beider Motive wird Abraham zum gemeinsamen Vater der Religionsfamilien und gemeinsamen Vorbild/ Urbild im Glauben. Im Segen für alle Völker (Gen 12,1–3) entgrenzt sich die Verheißung für Abraham. Vertieft wird dieses Vorbildmotiv von dem der Gastfreundschaft Abrahams (Gen 18,1–15).

1. Abraham in biblischer Tradition

1.1 Das Abrahambild in Gen 11,27 – Gen 25

Abraham ist, zusammen mit den Frauen Sara, Hagar und Ketura, narrativ als Gründungsfigur der Geschichte des Volkes Israel in Gen 11,27–Gen 25 entfaltet. Ein Lesegang durch den heute vorliegenden Gesamttext offenbart ein sehr vielfältiges, wenn nicht gar zwiespältiges Abrahambild, das eigentlich untrennbar mit den Erzählungen um seine Frauen verwoben ist. Diese spielen im interreligiösen Dialog aber selten eine Rolle, mit Ausnahme der Sarah-Hagar-Initiativen in Deutschland. Ebenso spielen die weniger positiven Abrahambilder für die Funktion im interreligiösen Dialog keine Rolle. Denn dem glaubenden Abraham werden immer wieder Erzählungen von seinem Unglauben, seinem Versagen, der Gefährdung seiner Frauen und Söhne gegenübergestellt. Ohne Gottes rettendes Eingreifen zugunsten der Frauen und Söhne Abrahams wäre die gesamte Zukunft gefährdet (Gen 12,10–20; 16; 20; 21; 22); seine Kämpfe (Gen 13–14) oder auch die dritte Ehe (Gen 25,1-6) mit seinen Nachkommen sind oft unbekannt.

Die literarische Gestaltung versetzt Abraham in das zweite vorchristliche Jahrtausend zurück. So dominiert das erzählte Abrahambild eines im Zelt lebenden und herumziehenden Nomaden, der in direkter Kommunikation mit Gott dessen Ruf folgt und als Segen für die Völker wirken soll (Gen 12,1–3). Er handelt mit Gott (Gen 18,16–35), glaubt der Verheißung eines Sohnes trotz hohen Alters, wenn auch nicht ohne Zweifel (Gen 15; 17), und folgt auch sonst den Befehlen Gottes (Gen 16; 18; 21–22), selbst wenn dies seine Frauen und Söhne gefährdet. Insbesondere bei der Bindung Isaaks (Gen 22) stieß das widerspruchslose Folgeleisten von Gottes Befehl zur Opferung des Sohnes nicht immer nur auf Zustimmung; schon biblisch mildert Gen 22,1 redaktionell den Befehl als „Glaubensprobe“ ab bzw. macht ihn verständlicher. Nur bestimmte Abrahambilder wurden also traditionsprägend und in der Katechese wie im interreligiösen Dialog relevant. Anders im Islam, wo die Abraham-Ismael-Tradition dominant wird.

1.2 Die Entstehung der Abrahamerzählung

Abraham ist eine literarische Figur des 1. Jahrtausends v.Chr., in der man theologische und politische Probleme anhand des in die (frühe) Vergangenheit versetzten Vaters Abraham abhandelte. So gewann diese Position an Bedeutung, denn normativ war die Vergangenheit, und wer neue Einsichten durchsetzen wollte, verankerte diese bei möglichst weit in der Vergangenheit liegenden Autoritäten. Ziel war es immer, diese Inhalte mit Legitimation zu versehen. Da Abraham in der weiteren alttestamentlichen Tradition relativ wenig aufgegriffen wird (z.B. Jes 51,2), dürfte die Abrahamerzählung die jüngere Tradition der verschiedenen Erzelternerzählungen sein, die später formelhaft als „Abraham, Isaak und Jakob“ zusammengebunden sind. Diese Großerzählung ist nicht aus einem Guss. Textteile aus verschiedenen Zeiten und mit sehr unterschiedlichen theologischen Ansätzen wurden in einer Endredaktion zu dem heute vorliegenden Endtext gestaltet. Die meisten Texte dürften allerdings erst während und nach dem Exil (586 v.Chr.) entstanden sein. Diese längere Entstehungsgeschichte bewirkt, dass sich unterschiedliche theologische Konzepte in den verschiedenen Abrahamerzählungen bündeln, die zwar narrativ wie genealogisch miteinander zu einer Geschichte verknüpft sind, dennoch letztlich nebeneinander stehen. Die Genealogien der Erzeltern variieren je nach politischer Lage, denn sie drücken politische Bündnisse und Trennungen durch „Abstammung“ aus. Die Abrahamerzählung kennt einerseits universale theologische Tendenzen (wie den Segen für alle Völker Gen 12,1–3). Es gibt aber auch verengende, nur auf Isaak und damit letztlich auf Juda fokussierte theologische Ansätze, die in genealogischer Sprache dann etwa Ismael (als ersten Sohn) aus der Verheißung ausklammern.

1.3 Die Abrahamrezeption in der frühen jüdischen Literatur

Nach Abschluss der schriftlichen Tora gewann die erste Erzeltern-Generation Abraham, Sara und Hagar an Bedeutsamkeit. Ob Abrahams Familiengeschichte in der weisheitlichen, hellenistisch-philosophischen oder apokalyptischen Literatur neu erzählt wird, sie dient immer dazu, in der wechselvollen Geschichte Israels ein Modell für jüdische Identität zu bieten. So kann Abraham als Gesetzestreuer, als Geprüfter und Standhafter in Gefährdungssituationen oder als Prototyp weisheitlichen Lebens und in vielen weiteren Rollen aufscheinen. Dazu entwickeln sich im nahöstlichen Raum regionale Verehrungsorte Abrahams, allen voran die Erzelterngräber in Hebron, die unter Herodes dem Großen ausgebaut werden. Für die weiteren Abrahamtraditionen der christlichen wie der islamischen Theologie ist dieser literarische wie regionale Kontext lebendiger, aber variabler Abrahamerzählung ebenso theologiebildend wie der alttestamentliche Text.

1.4 Abraham im Neuen Testament

Abraham erfährt im Neuen Testament insbesondere durch Paulus eine Neuinterpretation, die die weitere christliche Rezeption modellhaft prägte. Dabei bewegt sich Paulus durchaus in den pluralen frühjüdischen Abrahamrezeptionen. Ketura und ihre Söhne werden ganz ausgeblendet, Hagar gerät in Gal 4 als „Gesetz“ zur Gegenfigur zu Sara als „Freie“. Paulus konzentriert seine Abrahaminterpretation in Gal 3,11–4,11 auf die Themen: Abraham – Gesetz – Verheißung eines Sohnes – Glaube – Segen. Paulus kombiniert dabei Gen 12,3 und Gen 15,6: Weil Abraham der Verheißung eines Sohnes glaubte, rechnete Gott ihm das als Verdienst an, und Abraham wird zum Segen für die der Verheißung Glaubenden. Der eine verheißene Sohn des Vaters und der Mutter, auf die Israel sich gründet, ist Christus (Gal 3,16), und damit ist er der rechtmäßige Erbe der Verheißung und der Gnade, die Gott Abraham aufgrund dessen Glauben erwiesen hat (Gal 3,18). Das Gesetz, das nach Abraham gegeben wurde, dient der Überbrückung bis zur Erlösung durch den angekündigten Sohn Christus. Durch diese Neuverknüpfung von Abraham, Glaube, Verheißung eines Sohnes, der aber Christus ist, und Segen für die Völker stehen alle, die sich zu Christus bekennen, in der Nachfolge Abrahams und erben dessen Verheißung und Segen.

Im Römerbrief führt Paulus diese Abrahamtheologie weiter. Da das Gesetz nicht rette, weil man es nicht vollständig erfüllen könne, sei Gottes Gerechtigkeit und die Anrechnung des Glaubens (erneut in Aufnahme von Gen 15,6) entscheidend (Röm 3,21–29). Da Abrahams Glaube (Gen 15) noch vor seiner Beschneidung (Gen 17) von Gott anerkannt wurde, gelte Abrahams Glaube und das Vertrauen auf die Verheißung des Sohnes trotz eines „toten“ Leibes von Sara und Abraham als Rettung für alle. „Vater“ ist Abraham also für alle, die glauben, dass Gott Tote zum Leben erwecken kann und Jesus von den Toten erweckt hat. Da dieser Glaube nicht, wie schon bei Abraham, an Gesetz oder Beschneidung gebunden ist, kann Abraham der Vater aller dieser Glaubenden sein. So universalisiert Paulus „Abraham“ als Vater sowohl für Juden und Jüdinnen (Röm 9–11) wie für Christ:innen und entgrenzt so mit der Tora den Bund Gottes.

Braucht Paulus noch Abraham für seine jüdisch geprägte Theologie, so konzentrieren sich die später entstandenen Evangelien stärker auf die Christologie. Die Verheißung der Abrahamsohnschaft Christi wird zunehmend in die Gottessohnschaft Christi verlagert. Auch wenn im judenchristlichen Milieu des Matthäusevangeliums Jesus als Abrahamsohn noch entscheidend ist (Mt 1,2), so kennt die lukanische Genealogie (Lk 3,34) Abraham als einen in der langen Reihe, die auf Gott als Abstammung für Christus hinführt (Lk 3,38). In Joh 8 wird Abraham sogar zum Beglaubigungszeugen für Jesu Sendung.

Die Entwicklung des christlichen Glaubensbekenntnisses vor allem in der byzantinischen Tradition drängt Abraham als Konstitutivum zunehmend zurück, und Maria löst in ihrer Rolle als Gebärerin des verheißenen Sohnes Sara ab. Das Bekenntnis lautet auf Christus als Gottessohn, auf Christus hin werden alle getauft, Christus steht im Zentrum des Herrenmahls, er vermittelt den Segen Abrahams. Zwar wird Abraham als Vorbild und als Bild des Glaubens wichtig. Aber an Abraham entscheidet sich nicht mehr die Identitätsbildung der christlichen Gemeinde, weder in der Liturgie noch in der Frömmigkeitspraxis noch in einem gemeinsamen theologischen Bekenntnis.

2. Abraham in islamischer Tradition

2.1 Abraham als Empfänger der ersten schriftlichen Offenbarung

Abraham ist eine bedeutende Gestalt im Koran: Er wird in 26 Suren und 205 Versen genannt. Eine zentrale Rolle spielt er in der koranischen Darstellung der Offenbarungsgeschichte, beginnend mit den biblischen Offenbarungen bis hin zur letzten gültigen Offenbarung durch die Etablierung des Islam. Diese Geschichte betont Gottes Führung der Menschheit von Adam bis Muhammad. In dieser Reihe ist Abraham der erste in der Geschichte aller 28 im Koran erwähnten Propheten und verbindet in dieser Funktion Judentum, Christentum und Islam. Eine besondere Rolle spielt in dieser Linie Abrahams Sohn Ismael. Obwohl nur vereinzelt im Koran erwähnt, ist tatsächlich er die entscheidende Figur für die Verbindung der arabischen mit den hebräischen Stämmen.

Grundstein der Offenbarungsgeschichte ist jedoch Abraham selbst. Er ist der Empfänger der ersten schriftlich erwähnten Offenbarung im Koran, der sog. „Suhūf Abraham“, der „Blätter Abrahams“. Diese erste Offenbarung wird im Koran schlicht „Milat Ibrāhīm“ (Religion Abrahams, vgl. Sure 2,130) oder „Hanīf“-Religion (vgl. Sure 16,120) genannt. Muslimische Historiker wissen zu berichten, dass sich viele in der Gegend von Mekka Hanīfe nannten. Daraus folgerte man, dass „Hanīf“ eine Religion, zumindest aber eine besondere Glaubensrichtung war, in der Abraham eine entscheidende Rolle spielte. Der Koran selbst räumt an einigen Stellen ein, dass die wahrhaftige Religion die Hanīf-Religion Abrahams sei. Ibn Mas’ud, ein Weggefährte des Propheten und eine Autorität bei der Sammlung des Koran, zitiert Sure 3,19 ursprünglich so: „die wahre Religion ist die Hanīf-Religion“ – die heutige Lesart lautet: „die Religion Gottes ist der Islam“. All das zeigt, dass die Religion Abrahams, die von der jüdischen Überlieferung unterschieden ist, in arabischen Kreisen jener Zeit sehr präsent gewesen sein muss. Mit der Bevölkerung Mekkas in besonderer Weise verbunden ist Abraham deshalb, weil er laut koranischer Überlieferung als der Erbauer der Kaaba gilt. Auf ihn geht die Verehrung des einen Gottes in der Region Mekka zurück.

2.2 Die Deutung der koranischen Abrahamsgeschichte

Die Art und Weise, wie der Koran die biblischen Geschichten präsentiert, gibt immer wieder Anlass für Diskussionen. Im Hinblick auf die Auslegung kann man bei frühen Kommentatoren drei Positionen feststellen:

  1. Die einen meinten, dass die Prophetengeschichten im Koran göttliche Bildsprache sind, die nur bestimmten Schülern und Begleitern des Propheten verständlich seien.
  2. Andere versuchten, das jüdisch-christliche Material (Isrāʼīlīyāt) zu benutzen, um die koranischen Geschichten in deren biblischen Kontext zu stellen.
  3. Die Dritten waren der Meinung, dass die koranischen Erzählungen nicht über historische Ereignisse berichten, sondern benutzt wurden, um bestimmte ethische oder theologische Themen zu illustrieren.

In seinem Buch „Die Kunst der koranischen Erzählungen“ zeigt der moderne islamische Gelehrte Khalafallah (gest. 1991), dass der Koran einen besonderen Stil bei der Schilderung der prophetischen Geschichten hat, in denen Zeit, Ort und eine klare Identifizierung von Personen ignoriert werden. Diese Elemente sind jedoch die Hauptmerkmale eines historischen Berichtes. Diese zu ignorieren, weist klar auf den metaphorischen Charakter der Literatur hin. Die Verwendung der literaturwissenschaftlichen Methode Khalafallahs gibt die Möglichkeit, die verschiedenen Rollen zu verstehen, die der Koran Abraham zuschreibt, ohne in Widersprüche zu geraten oder ihre Bedeutung auf einen historischen Bericht zu reduzieren.

2.3 Die verschiedenen Rollen von Abraham im Koran

Die Geschichte von Abraham hat im Koran sehr viele Facetten und in einigen Teilen erscheint sie wie eine Parallele zu Situationen, in denen Muhammad dargestellt wird. Anders als die biblischen Propheten stellt der Koran Abraham als einen dar, dessen Suche nach dem Schöpfer der Welt von persönlichen Krisen begleitet ist. Auch ist er einer, der mit Götzenverehrer:innen in direkten Dialog tritt. Zudem vermeidet er es, sich im Streit mit Ungläubigen überlegen zu zeigen, indem er sich durch Wundertaten legitimiert. Durch diese Art wird er zum Prototyp des Propheten Muhammad. Einige dargestellte Konflikte Abrahams scheinen geradezu der Dramatisierung von Streitigkeiten zu dienen, in denen sich aktuell Muhammad befand. Somit ist es wichtig, die verschiedenen Rollen, die Abraham zugeschrieben werden, genauer zu untersuchen.

Auf der Suche nach Gott

Die Geschichte von Abraham beginnt damit, dass er zu seinem Vater sagt: „Verehrst du Idole als Gottheiten? Ich sehe, dass du und dein Volk einen offenkundigen Fehler machen“ (Sure 6,74). Diese koranische Äußerung zeigt einen Konflikt zwischen Abraham und seinem Vater, der zweifelsohne den Streit widerspiegelt, den Muhammad mit seinen eigenen Leuten hatte, indem sie seine Mission in Frage stellten. Die weitere Erzählung schildert, wie sich Abraham auf die Suche nach der wahrhaftigen göttlichen Macht begibt:

„Als die Nacht über ihn hereinbrach, sah er einen Stern und sprach: ‚Das ist mein Herr!‘ Als er aber unterging, da sprach er: ‚Ich liebe nicht die Untergehenden!‘ Und als er den Mond aufgehen sah, da sprach er: ‚Das ist mein Herr!‘ Als er aber unterging, da sprach er: ‚Wenn mich mein Herr nicht leitet, gehöre ich zu den Menschen, die vom Weg abirren.‘ Und als er die Sonne aufgehen sah, da sprach er: ‚Das ist mein Herr, denn das ist größer!‘ Als sie aber unterging, da sprach er: ‚Mein Volk, ich habe nichts zu schaffen mit dem, was ihr beigesellt. Siehe ich wende mich, als wahrer Gläubiger, dem zu, der die Himmel und die Erde erschaffen hat. Und ich bin keiner von den Beigesellern.‘“ (Sure 6,76–79) Diese Geschichte reflektiert auf der einen Seite die Situation Muhammads in Mekka, der mit seinen Leuten streitet, und macht auf der anderen Seite den Gläubigen deutlich, dass Muhammad in den Fußstapfen Abrahams wandelt und das Leben Abrahams ein Teil der islamischen Tradition ist.

Der gehorsame Abraham

In verschiedenen Suren illustriert die Geschichte von Abrahams Bereitschaft, seinen Sohn zu opfern, wie Gott es ihm im Traum aufgetragen hatte, den unumstößlichen Glauben an Gott (vgl. Sure 37,99–111). Obwohl alle Muslim:innen glauben, dass es Ismael war und nicht Isaak, der geopfert werden sollte, wird im Koran der Name des Sohnes nicht genannt. Hier wird wieder deutlich, dass der Koran kein historisches Ereignis berichtet, sondern vielmehr eine Geschichte, die den Gehorsam Abrahams gegenüber Gottes Gebot veranschaulichen soll.

Der zweifelnde Abraham

Obwohl Abraham im Koran als der ideale Glaubende dargestellt wird, war sein Glaube, dass Gott die Toten auferwecken kann, erschütterbar. Er fragte Gott: „‚Mein Herr, lass mich sehen, wie du die Toten lebendig machst!‘ Er [Gott] sprach: ‚Glaubst du denn nicht?‘ Er [Abraham] sprach: ‚Doch, aber mein Herz soll Gewissheit finden.‘“ (Sure 2,260) Sodann zeigte Gott ihm, wie er vier Vögel wiederbelebte. Die Frage der Auferstehung war eine der am meisten umstrittenen Themen unter den Arabern, so auch zur Zeit Muhammads.

Bau und Reinigung der Kaaba

Die Behauptung, dass Abraham und sein Sohn Ismael die Erbauer oder die Wiedererbauer der Kaaba seien, ist von immenser Bedeutung für die Bestimmung der Rolle Abrahams im Islam. Der Koran deutet an, dass die Kaaba das erste Haus Gottes sei, das auf Erden gebaut wurde. Gott hat Abraham den ursprünglichen Standort gezeigt und ihn aufgefordert, das Gebäude wieder herzustellen. Das symbolisiert einen neuen Anfang durch die Person Abrahams, wie es auch einen Neubeginn nach der Flut durch Noah gab. Die Anweisung, die Kaaba wieder aufzubauen, war zur gleichen Zeit das Gebot für die Pilgerfahrt. Diese war der erste Pfeiler des Islam, von dem der Koran behauptet, dass sie schon von Abraham feierlich eingesetzt wurde und Muhammad diese nur erneut verkündet hat:

„Damals, als Wir Abraham den Platz des Hauses zugewiesen hatten: Du sollst mir nichts beigesellen! Reinige mein Haus für alle, die es umkreisen, die zum Gebet stehen und sich zum Beten niederknien. Und rufe unter den Menschen zur Wallfahrt auf, auf dass sie zu dir kommen, sei es zu Fuß, sei es auf mageren Reittieren jeder Art, die da aus allen tiefen Schluchten kommen.“ (Sure 22,26) Die Aufforderung, die Kaaba wieder aufzubauen und sie von jeglichem Götzendienst zu reinigen, verweist indirekt auf Muhammad, als er am Ende seines Lebens Mekka betrat und die Götzenbilder in der Kaaba zerstörte.

Der Muslim Abraham

Schließlich ist es nicht verwunderlich, dass der Koran Abraham einen Muslim nennt, denn er versteht den Islam mehr als die Fortsetzung der Hanīf-Religion als die Etablierung einer neuen Religion. Abraham betet nach der Erbauung der Kaaba:

„Damals, als Abraham die Fundamente von dem Haus errichtete mit Ismael: ‚Unser Herr! Nimm es von uns an! Siehe, du bist der Hörende, der Wissende. Unser Herr! Mach uns beide zu dir Ergebenen (muslimaini), und mach aus unseren Kindeskindern eine Gemeinde (umma), die dir ergeben ist (muslimatan)! Zeig uns unsere Opfertiere, und wende dich uns zu! Siehe, du bist es, der sich gnädig zukehrt, der Barmherzige.‘“ (Sure 2,127–128)

Es besteht kein Zweifel, dass dieses Gebet genau das zum Ausdruck bringt, was den Islam ausmacht und dass deshalb die Bezeichnung Abrahams als Muslim nicht eine exklusive Position beansprucht, sondern vielmehr zum Ausdruck bringt, dass Glaube auf Vertrauen und Hingabe zu Gott beruht. In gleichem Sinne nennt der Koran auch Moses und Jesus Muslime.

2.4 Abraham und der interreligiöse Dialog aus islamischer Sicht

Nach dem Koran hat Gott verschiedene Propheten mit der gleichen Botschaft geschickt, die alle mit den gleichen Schwierigkeiten konfrontiert waren und Gott hat sie vor dem Zugriff der Ungläubigen geschützt. Die Rolle Abrahams ist hier einzigartig und nicht ersetzbar: Abraham repräsentiert den uralten wahren Glauben, der von Gott gewollt war vor der Etablierung von Judentum, Christentum und Islam. Abraham kennzeichnet die Quelle aller Religionen, wie Sure 2,135–136 deutlich macht:

„Sie sprachen: ‚Juden oder Christen müsst ihr sein, dann seid ihr rechtgeleitet!‘ Sprich: ‚Nein! Wie die Glaubensweise Abrahams, eines wahren Gläubigen. Er gehörte nicht zu den Beigesellern.‘ Sprecht: ‚Wir glauben an Gott und was auf uns herabgesandt ward und was auf Abraham und Ismael, auf Isaak und Jakob und auf die Stämme herabgesandt ward und was überbracht ward den Propheten von ihrem Herrn […]‘.“ So repräsentiert Abraham im Islam den Ursprung und den wahren Glauben. Gleichzeitig nimmt der Islam seine Legitimation aus dem Glauben Abrahams und ruft ebenso zum Dialog auf der Grundlage des Glaubens an den Gott Abrahams auf. Zusammenfassend können hier die Worte von Sure 2,124 zitiert werden:

„Damals, als sein Herr Abraham auf die Probe stellte durch Worte, die er dann erfüllte. Da sprach er [Gott]: ‚Siehe, ich mache dich zu einem Leitbild für die Menschen.‘ Er [Abraham] sprach: ‚Und auch von meinen Kindeskindern?‘ Er [Gott] sprach: ‚Mein Bund erstreckt sich nicht auf jene, welche freveln.‘“

Die Formulierung „meine Kindeskinder“ muss hier verstanden werden als die Anhänger aller drei Religionen, Muslim:innen, Christ:innen, Jüdinnen und Juden. Die rechte Religion und der rechte Glauben sind nicht das Ererbte, sondern werden erreicht durch Treue, Meidung des Bösen und gutes Handeln.

Fazit: Abraham im interreligiösen Dialog

Der Blick auf die unterschiedlichen Traditionen hat gezeigt, dass die semantische Gleichheit des Namens „Abraham“ / „Ibrahim“ nicht automatisch die gleiche Bedeutsamkeit für die jeweiligen Glaubensgemeinschaften beinhaltet. Auch innerhalb der Glaubenstraditionen unterscheiden sie sich in ihrer pragmatischen Bedeutung. Abraham wurde als Topos wichtig bei den Initiativen, Gruppierungen und theologischen Strömungen, die grundsätzlich Menschen anderer Religionen anerkennen, diese Haltung mit dem Programmwort „Abraham“ ausdrücken und so interreligiös arbeiten. „Abraham“ steht exemplarisch für die Hoffnung, dass eine inhaltliche Gemeinsamkeit die Kommunikation und Verstehen im interreligiösen Dialog befördert. In vielen Fällen gelingt dies auch, wie zahlreiche Abrahaminitiativen belegen.

Tatsächlich aber erweist sich das Gemeinsamkeits-Konzept von Abraham unter bestimmten politischen Konstellationen als brüchig. Die vielschichtige Chiffre Abraham kann auch mit ihren anderen Anteilen in der Figur das Gegenteil bewirken, wie z. B. die Auseinandersetzungen in Hebron belegen. Und auch in Europa treten die Unterschiede stärker in den Vordergrund. Benötigt wird also eine Kommunikationsbasis, die Differenzen einschließt und einen friedlichen Umgang in der Differenz befördert. Letztlich trägt die Haltung gegenüber Menschen anderer Religionen, nicht aber „Abraham“ per se, den interreligiösen Dialog.

Zum Weiterlesen

Kuschel, Karl-Josef, Streit um Abraham. Was Juden, Christen und Muslime trennt – und was sie eint, München, Zürich 32003

Böttrich, Christfried/Ego, Beate/Eißler, Friedmann, Abraham in Judentum, Christentum und Islam, Göttingen 2009

Frankemölle, Hubert, Vater im Glauben? Abraham/Ibrahim in Tora, Neuem Testament und Koran, Freiburg i.Br. 2016

Bechmann, Ulrike, Abraham und die Anderen. Kritische Untersuchung zu Abraham-Chiffre im interreligiösen Dialog, Münster 2019

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