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Vorwort – Editorial zur Online-Ausgabe

Das Handbuch christlich-islamischer Dialog (HCID) ist seit seinem Ersterscheinen im Jahr 2014 zu einem Standardwerk im Feld der christlich-muslimischen Beziehungen im deutschsprachigen Raum geworden. Nachdem die zweite Auflage vergriffen war, haben wir uns als Herausgeberteam dafür entschieden, das Handbuch in eine frei zugängliche Onlineversion umzuwandeln. Dies trägt dem veränderten Nutzungsverhalten derjenigen Rechnung, die verlässliche Informationen zum christlich-islamischen Dialog suchen. Es erleichtert den Zugang und ermöglicht die fortlaufende Aktualisierung, Erweiterung und Fortschreibung. Zahlreiche Artikel wurden bereits für die Online-Version von den Autor:innen überarbeitet und aktualisiert, weitere werden folgen. Im Laufe der Zeit werden neue Beiträge zu Themen hinzukommen, die bislang nicht berücksichtigt waren. Mit Blick auf das neue Konzept des Handbuches haben wir das Herausgebergremium erweitert.

Was ist mit Dialog gemeint?

Das Wort „Dialog“, der Schlüsselbegriff dieser Publikation, wird im Hinblick auf dessen verschiedenen Bedeutungen und Dimensionen erläutert und die Voraussetzung genannt, die für ernsthaften Dialog erforderlich sind. Sowohl Möglichkeiten und Chancen als auch Hindernisse und Grenzen müssen vor Augen sein, damit Religionen die Rolle als Förderer von Dialog wahrnehmen können.

Leben in Freiheit und Würde: Menschenrechte

Menschenrechte sind in der deutschen Verfassung wie auch in internationalen Konventionen kodifiziert. Religionen sind Nutznießer der dort garantierten Religionsfreiheit und stehen in der Verpflichtung, diese Rechte auch ihrerseits zu unterstützen und zu gewähren. Im Christentum wie im Islam sind Menschenrechte vor allem in der Würde des Menschen begründet. Das Verhältnis von göttlichen Rechtssetzungen und menschlichem Recht führt in einige Sachfragen zu unterschiedlichen Akzenten oder Vorbehalten. In der praktischen Umsetzung von Menschenrechten gibt es weiterhin Defizite, so vor allem in der Gewährung von Freiheiten und Gleichheiten und im Umgang mit Andersdenkenden und religiösen Minderheiten.

Zugänge zum christlich-islamischen Dialog aus evangelischer Perspektive

Im Hinblick auf einen speziell evangelischen Zugang zum christlich-islamischen Dialog legt es sich nahe, zunächst nach dem Verhältnis der Reformation zum Islam zu fragen. Eine gänzlich neue Sicht auf andere Religionen erbrachte die Zeit der Aufklärung, was sich aber erst schrittweise in den kirchlichen Positionen niederschlug. Speziell das Nachdenken über das Verhältnis zum Islam ist in der evangelischen Kirche relativ jung und mit der historischen Situation der Zuwanderung von Muslimen nach Deutschland in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts verbunden.

Evangelische Akteure

Die Zuwanderung von Muslimen nach Deutschland war der Anstoß, dass die evangelische Kirche be-gann, sich seit den 1970er Jahren mit dem Verhältnis zum Islam zu beschäftigen, obwohl in den in-ternationalen ökumenischen Beziehungen diese Frage schon früher eine Rolle spielte. Seit den 1990er Jahren wurden zahlreiche Positionen und Handreichungen erarbeitet und auch Begegnungen und Dialoge durchgeführt und gemeinsame Gremien mit muslimischen Partnern etabliert. Lokale Kirchengemeinden suchten Kontakte zu Moscheegemeinden. Zahlreiche kirchliche Arbeitsbereiche pflegen die christlich-islamische Kooperation, führen Projekte und Tagung auf lokaler, regionaler und internationaler Eben durch.