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Gemeinsam Dank und Bitte vor Gott tragen – Anlässe, Formen und Orte multi- und interreligiöser Feiern

Gebet, Meditation und Liturgie bilden die Herzmitte jeder Religion, religiöse Identität und Zugehörigkeit werden wesentlich durch dadurch geprägt und drücken sich zugleich dadurch aus. Praktiziertes oder verweigertes gemeinsames Beten bringt Verbundenheit oder Abgrenzung zum Ausdruck. Gerade in Zeiten des Kriegs, des Terrors, von Naturkatastrophen, der Trauer oder auch der Freude haben viele Menschen aber das Bedürfnis, über die Grenzen der eigenen Religions- und Bekenntnisgemeinschaft hinweg zu beten, zu meditieren, ein Zeichen der Gemeinschaft und des gemeinsamen Friedenswillens zu setzen. Dies stellt immer wieder vor die Fragen, ob und wie religionsübergreifende Gebete möglich sind und was dabei zu beachten ist. Grundsätzliche Überlegungen zum Gebet im Christentum und im Islam finden sich ergänzend im Artikel ▸ Gemeinsam vor Gott: Gebet und Spiritualität.

Vorwort – Editorial zur Online-Ausgabe

Das Handbuch christlich-islamischer Dialog (HCID) ist seit seinem Ersterscheinen im Jahr 2014 zu einem Standardwerk im Feld der christlich-muslimischen Beziehungen im deutschsprachigen Raum geworden. Nachdem die zweite Auflage vergriffen war, haben wir uns als Herausgeberteam dafür entschieden, das Handbuch in eine frei zugängliche Onlineversion umzuwandeln. Dies trägt dem veränderten Nutzungsverhalten derjenigen Rechnung, die verlässliche Informationen zum christlich-islamischen Dialog suchen. Es erleichtert den Zugang und ermöglicht die fortlaufende Aktualisierung, Erweiterung und Fortschreibung. Zahlreiche Artikel wurden bereits für die Online-Version von den Autor:innen überarbeitet und aktualisiert, weitere werden folgen. Im Laufe der Zeit werden neue Beiträge zu Themen hinzukommen, die bislang nicht berücksichtigt waren. Mit Blick auf das neue Konzept des Handbuches haben wir das Herausgebergremium erweitert.

Stellvertreter Gottes: Würde und Aufgabe des Menschen

Die Frage nach dem Verständnis des Menschen ist grundlegend für das Verhältnis und das Zusammenleben von Christen und Muslimen. Gibt es eine gemeinsame Basis, von der aus die Würde des Menschen begründet und verteidigt werden kann? Können Christen und Muslime gemeinsame Aussagen über die Aufgabe und Bestimmung des Menschen machen? In drei Schritten werden in diesem Beitrag die Aspekte Geschöpflichkeit und Würde, Freiheit und Verantwortung, Sünde und Glaube des Menschen jeweils aus christlicher und muslimischer Sicht beleuchtet.

Zugänge zum christlich-islamischen Dialog aus katholischer Perspektive

Das Verhältnis von Christentum und Islam war angesichts der überraschenden Eroberungen seitens der muslimischen Araber nach dem Tode Muhammads von Anfang an schwierig, wobei man in der christlichen Welt diese Eroberer lange Zeit oder zumindest nicht primär gar nicht als Angehörige einer anderen Religion wahrgenommen hat. Erst allmählich kam zur militärischen Auseinandersetzung auch die theologische, und zwar in der unmittelbaren Begegnung mit Muslimen. Diese theologische Auseinandersetzung war von Polemik und Verteidigung des eigenen Glaubens geprägt. Erst Mitte des 20. Jahrhunderts und vor allem mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil wurden auf katholischer Seite die Bahnen des Dialogs, einer unvoreingenommeren Wahrnehmung und wertschätzenden Haltung geebnet.