gefördert durch

Keiner glaubt für sich allein: Kirche und Umma

Bernd Jochen Hilberath, Mahmoud Abdallah
Das Glaubensleben in und mit der Gemeinschaft ist im Christentum wie im Islam ein Grundbestandteil religiöser Praxis. Zur Kirche als theologisch begründeter Institution gibt es im Islam keine unmittelbare Entsprechung. Die Idee der Umma steht für die weltweite Gemeinschaft der Muslime. Der Beitrag fragt nach dem Wesen von Kirche und Umma, nach dem jeweiligen Verhältnis der einzelnen Gläubigen zur Glaubensgemeinschaft, sowie den Aufgaben und Autoritäten dieser Glaubensgemeinschaften.
Veröffentlicht im Mai 2014
Aktualisiert im März 2023
Zitierlink: https://handbuch-cid.de/keiner-glaubt-fur-sich-allein-kirche-und-umma/

Einleitung

Umma und Kirche waren bislang noch kaum Thema im muslimisch-christlichen Dialog (vgl. aber Schmid u.a., Kirche, 2014). Das entspricht durchaus dem beiderseitigen Selbstverständnis: Es geht Christen wie Muslimen um Gott und seinen Willen, seine Heilsbotschaft für die Menschen und deren Lebensführung. Dass Glaube auch in einer Gemeinschaft gelebt wird, gilt als selbstverständlich. In diesem Artikel konzentrieren wir uns auf die Hauptaspekte, die einen ersten Vergleich der Gemeinsamkeiten und Unterschiede ermöglichen.

1. Christliche Sicht: die Gemeinschaft der Kirche(n)

1.1 Was ist Kirche?

„Was Jesus verkündet hat, war das Reich Gottes; was kam, war die Kirche“ – dieser Satz ist oft missverstanden worden, so, als hätte der französische Bibelwissenschaftler Alfred Loisy, der später des Modernismus verdächtigt wurde, behauptet: Jesus wollte keine Kirche, die Kirche ist eine Notlösung, ja sogar ein Abfall von der Botschaft Jesu. Richtig ist, dass Jesus von Nazaret selbst eine intensive Naherwartung seiner Zeit teilte; er rechnete damit, dass das „Himmelreich“, das Reich des Vaters, der der Schöpfer und Erhalter aller Menschen ist, in nächster Zukunft kommen wird. Er hat zwar Jünger:innen um sich gesammelt und sie an seiner Verkündigung beteiligt. Aber Jesus hat keine Kirche gegründet; vielmehr verstand er seine Sendung als eine endzeitliche Sammlungsbewegung Israels. An markanten Stellen im Neuen Testament wird allerdings auch berichtet, dass Jesus die Grenzen seines Volkes überschreitet und den Glauben der „Heiden“ (= Nicht-Juden) als vorbildhaft bezeichnet (vgl. Mt 8,10–12; Mk 7,24–30).

Ist die Kirche deshalb eine Fehlentwicklung? Die Anhänger:innen Jesu haben es anders verstanden, nämlich dass mit ihm, seiner Reich-Gottes-Botschaft in Wort und Tat, dieses neue von Gott geschenkte Leben unter den Menschen schon begonnen hat. Sie haben erlebt, dass Jesus auf die Menschen zugeht, besonders auf die Armen, die Unterdrückten und Marginalisierten, auch auf die, die als nicht ganz rechtgläubig und als nicht fromm genug galten, um ihnen zu versichern, dass Gott alle Menschen als seine Geschöpfe anerkennt, dass er sie auch dann, wenn sie schuldig geworden sind, annimmt, sie mit sich versöhnt und ihnen ein „Leben in Fülle“ (Joh 10,10) schenken will. Barmherzigkeit und Gerechtigkeit sind bei Gott keine Gegensätze; sie zeigen sich vielmehr darin, dass Gott mit ganzem Herzen jeder und jedem gerecht werden, alle Menschen aufrichten will. Von daher haben sich die Jünger:innen als beauftragt („gesendet“) verstanden, diese Botschaft, möglichst nicht nur im Wort, sondern auch in der Tat, weiterzugeben, also an der schrittweisen Verwirklichung des Himmelreiches schon hier auf Erden mitzuwirken. Weil Gott sich allen Menschen „aus Gnade“ zuwendet, das heißt: Ohne Bedingungen zu stellen und Vorleistungen zu verlangen, sind alle Menschen dazu aufgerufen, so miteinander zu leben, wie Gott das für seine Schöpfung vorgesehen hat: in Frieden und Eintracht, in Solidarität und Geschwisterlichkeit, in der Bereitschaft sich miteinander zu versöhnen und – wenn es sein muss – neu miteinander anzufangen. Reich Gottes bedeutet also: Leben im Lebensbereich Gottes und in einer von Gott ermöglichten und gottgefälligen Lebensweise.

Kirche versteht sich also nicht als eine Vereinigung, die auf menschliche Initiative zurückgeht, sondern als eine Gemeinschaft von Menschen, die von Gott „gerufen“ sind, dieses Evangelium, die Frohe Botschaft vom Reich Gottes, in Wort und Tat zu bezeugen, weiterzugeben. Deshalb wird im Neuen Testament die Gemeinschaft der Gläubigen als ekklesia (wörtlich: die Herausgerufene, die Versammlung) bezeichnet; dies bezieht sich, von zwei Ausnahmen abgesehen, auf die Gemeinde am Ort, beginnend mit den Hausgemeinden. Über das lateinische Wort ecclesia hat diese Bezeichnung in romanische Sprachen Eingang gefunden. Das deutsche Wort Kirche geht auf eine andere ursprünglich griechische Bezeichnung zurück: kyriaké = dem Kyrios (Herrn) gehörig. Auch hierin kommt zum Ausdruck, dass die Kirche keine menschliche Erfindung ist, auch wenn sie von Menschen gestaltet wird und auch missgestaltet werden kann.

Die Kirche lebt also nicht aus sich selbst, sondern aus dem Evangelium; ihre wahre Stärke ist nicht die Macht von Menschen, ihre gesellschaftliche Position oder gar Gewalt (obwohl es das alles im Laufe der Kirchengeschichte gegeben hat). Und die Kirche lebt nicht für sich selbst, sondern steht im Dienst des Reiches Gottes, also im Dienst an den Menschen (auch wenn das nicht immer deutlich wurde und wird). Diese Grundüberzeugung aller Christ:innen hat die römisch-katholische Kirche auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962–1965) so ausgedrückt: „Die Kirche ist Zeichen und Werkzeug für die innigste Vereinigung mit Gott und für die Einheit der Menschen untereinander“ (Lumen Gentium 2).

Wenn das Credo, das Glaubensbekenntnis der Christ:innen, die Kirche als „eine, heilige, katholische und apostolische Kirche“ bezeichnet, so ist deutlich geworden, dass diese „Eigenschaften“ nicht von Menschen hergestellt werden können, sondern Gottes Willen für die Glaubensgemeinschaft bezeichnet: Sie soll eins sein in katholischer Fülle (katholisch meint hier gerade nicht die römisch-katholische Konfession, sondern hat den ursprünglichen Sinn „umfassend“); heilig ist sie, weil Gott durch sie (freilich auch außerhalb der Kirche) sein Heil wirken will – im Neuen Testament werden alle Christ:innen Heilige genannt, weil sie von Gott geheilt/geheiligt wurden. Schließlich ist die Kirche auch apostolisch, das heißt, sie versteht sich in der Nachfolge der Apostel, welche die Offenbarung Gottes in Jesus und dem Geist ursprünglich bezeugen (vgl. Apg 2,42).

Die Geschichte der Christenheit ist gekennzeichnet durch die Vielfalt der Ortskirchen und das Bemühen, deren Einheit weltweit zu bewahren. In diesem Sinne ist die christliche Kirche eine katholische = auf das Ganze bezogen: Katholizität meint dabei – idealerweise – die Einheit in der Fülle der Pluralität. Zum Schaden der Glaubwürdigkeit des Christentums konnte die Einheit nicht bewahrt werden, so dass es bis heute in einerseits traditionellen Konfessionskirchen (orthodox, römisch-katholisch, lutherisch, reformiert, anglikanisch) besteht und andererseits eine noch immer wachsende Zahl von selbständigen Kirchen kennt (der Weltrat der Kirchen zählt über 300 Mitgliedskirchen).

1.2 Der Glaube des Einzelnen und die Kirche

Der Glaube des Einzelnen und die Überzeugungen und Verhaltensweisen der Glaubensgemeinschaft (Kirche) können in Spannung zueinander stehen, besonders dort, wo der Würde des Individuums und der Freiheit des Gewissens eine hohe Bedeutung zukommen. Aus biblischer Sicht ist der Mensch autonom und in Beziehung; der/die Einzelne darf also weder dem Kollektiv geopfert werden noch soll er sich egozentrisch nur um sich selbst drehen. Auch in der Kirche gilt, dass jeder Christ, jede Christin von Gott berufen und zum Zeugnis gesendet ist und letztlich seinem Gewissen folgen muss. Aber Christenmenschen wissen auch, dass sie nur durch die Vermittlung von anderen Menschen zum Glauben kommen und dass sie ihren Glauben nur in der Gemeinschaft mit anderen leben können. Christlicher Glaube ist ja keine private Weltanschauung, sondern Vertrauen auf das Evangelium, das eine Frohe Botschaft für alle Menschen ist und das, soweit Menschen dies mit Gottes Hilfe vermögen, jetzt schon im Miteinanderleben sichtbar, wirksam werden soll. Das Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft wird in den einzelnen christlichen Kirchen und Glaubensgemeinschaften unterschiedlich bestimmt und geregelt, wobei der gesellschaftliche, kulturelle Kontext einen wichtigen Faktor bildet. In Europa wird der christliche Glaube, zumindest in seiner kirchlichen Gestalt, immer weniger durch das Milieu gestützt; Christ:in werden oder bleiben wird immer mehr eine Frage der persönlichen Entscheidung.

1.3 Aufgaben des christlichen Lebens

Christliches Leben ist Leben in und mit der Kirche als Gemeinschaft der Glaubenden. Dies geschieht in eigener Verantwortung, und es geschieht wesentlich auch da, wo Christenmenschen als einzelne oder in freiwilligen Zusammenschlüssen im Sinne des Evangeliums ihr alltägliches Leben gestalten. Als Grundvollzüge des christlich-kirchlichen Lebens gelten martyria (Zeugnisgeben in Wort und Tat, also Lebenszeugnis), leiturgia (Gottesdienst feiern) und diakonia (Einsatz für alle Brüder und Schwestern der Menschheitsfamilie). Wo dies verwirklicht wird, ist Kirche; sie ist gerade da, wo sie in „Armut und Verfolgung“, in der „Zerstreuung“ (diaspora) lebt (Lumen Gentium 8 und 26), wo „zwei oder drei in meinem [Jesu] Namen versammelt sind“ (Mt 18,20).

1.4 Autoritäten

Auch eine Glaubensgemeinschaft braucht Strukturen. Diese sind einerseits sehr vielfältig in den einzelnen Konfessionskirchen und Gemeinschaften, und andererseits stehen sie allesamt in Spannung zu dem Geist, der das Leben der Kirche bestimmt/bestimmen will: Geist und Institution stehen in einem notwendigen Spannungsverhältnis. Die unterschiedlichen Kirchenmodelle versuchen auf ihre Weise mit dieser Spannung umzugehen und setzen unterschiedliche Akzente – in der Bandbreite von konsequent charismatisch bis weltkirchlich organisiert und zentral geleitet. Fast in jeder Gemeinschaft gibt es Leitungsämter; das Verhältnis von Leitung und Gemeinde wird, grob gezeichnet, in drei Modellen realisiert: kongregationalistisch (die Gemeinschaft hat das entscheidende Wort), kollegial-synodal (ein Leitungsgremium) und/oder personal (eine Leitungsperson: Pfarrer/Pastor, Bischof). Häufig wird zwischen administrativen, jurisdiktionellen und geistlichen (spirituellen, sakramentalen) Aufgaben und Diensten unterschieden. Dabei ist regelmäßig zu überprüfen, ob die Kirchen auch in ihren Strukturen dem gerecht werden, dass sie dem Evangelium verpflichtet sind und dass alle von Menschen gestaltete Organisation Dienstcharakter haben muss. Autorität im Namen des Evangeliums ist Autorität im ursprünglichen Sinn des Wortes: nicht Machtausübung über Menschen, sondern Ermächtigung von Menschen zur Bezeugung des Glaubens. Die christlichen Kirchen strukturieren die Beziehung zwischen diesen „Bezeugungsinstanzen“ (Volk Gottes = alle Gläubigen, wissenschaftliche Theologie, kirchliches Lehramt wie Synoden, Bischöfe, Papst) auf unterschiedliche Weise.

Hinsichtlich der Außenbeziehung der Kirche, also des Verhältnisses zu Gesellschaft und Staat gab es und gibt es in der 2000-jährigen Christentumsgeschichte ebenfalls eine große Bandbreite. Und auch hier gibt es die Spannung zwischen Anpassung und Widerspruch; die Extreme sind eine Konzeption der Kirche als weltabgewandte „Kontrastgesellschaft“ auf der einen und eine Kirche im Sinne der Staatsreligion auf der anderen Seite.

2. Islamische Sicht: die Gemeinschaft der Muslime – die Umma

2.1 Was ist Umma?

Wenn wir heute einen Muslim, eine Muslima nach der „Umma“ fragen, würde die Antwort höchstwahrscheinlich seine oder ihre Enttäuschung verraten. Sogar Behauptungen wie „die Umma existiert nicht mehr“ oder „die Umma ist zerrissen“ kann man nicht ausschließen.

Theologisch gesehen gibt es keine einheitliche Definition von „Umma“. Der Koran selbst, in dem der Begriff mehr als 50 Mal auftaucht, legt nicht eindeutig fest, was unter Umma zu verstehen ist: Es findet sich hier ein Begriffsfeld, das von „menschlicher Gemeinschaft“ im Allgemeinen bis zur „Tiergemeinschaft“ (vgl. Sure 6,38) reicht. Demzufolge wird der Begriff in der Koranexegese unterschiedlich erläutert. Während einige Koranexegeten zur Verallgemeinerung des Begriffes Umma neigen, neigt die mystische Auslegung zur Spezialisierung und Abgrenzung. Der Unterschied zwischen beiden Anschauungen wird deutlich, wenn wir die traditionsbasierte Koranauslegung mit der vernunftbasierten Auslegung vergleichen. Doch beide Anschauungen verbindet die Neigung, den Begriff Umma eher über ihre Funktion und Methode zu definieren als über ihre Versammlung als Gruppe von Menschen. Aus diesem Zusammenhang heraus stellt sich die Frage, welche Methode und Funktion eine menschliche Gruppe haben soll, um die Bezeichnung Umma verdienen zu können? Darunter versteht man meistens eine Gruppe von Menschen, die derselben Religion angehören, denselben Gott anbeten und dieselben religiösen Werte und Ansichten teilen. Im Folgenden versuchen wir zu verfolgen, mit welcher Bedeutung und in welchem Kontext das Wort Umma im Koran auftaucht.

Der Begriff Umma bezeichnet im Koran sowohl religiöse als auch nichtreligiöse Gemeinschaften und kann ebenso sowohl für eine Gemeinschaft als auch für einzelne Personen stehen. Die Koranexegese schreibt dem Begriff Umma fünf verschiedene Bedeutungen zu: die Zeitspanne/einige Zeit (Sure 12,45), das Volk oder die Nation (Sure 16,92), die Gruppe (Sure 3,104), die Religion (Sure 16,93) und der Imam / das Vorbild (Sure 16,120). Aufgrund dieser unterschiedlichen Bedeutungen wäre eine all diese Verwendungen des Begriffs Umma abdeckende allgemeine Definition nicht aussagekräftig.

Trotz des breiten Spektrums des Begriffs Umma versteht man unter Umma meist die muslimische Gemeinschaft. Dabei bezieht man sich oft auf den meist zitierten Vers: „Ihr seid die beste Gemeinschaft, die für den Menschen hervorgebracht worden ist“ (Sure 3,110). Zwei Aspekte sind dabei hervorzuheben: 1. Der Begriff Umma ist dynamisch und stellt keine exklusive Bezeichnung für die muslimische Gemeinschaft dar, sondern er kann auch für andere Völker verwendet werden, was auch im Koran der Fall ist. Gott fasst in Sure 43,22–23 sowohl muslimische als auch nicht-muslimische Gemeinden unter dem Begriff Umma zusammen. Das wesentliche Kennzeichen der muslimischen Gemeinschaft ist die Religion. Der Initiator dieser Gemeinschaft ist der Prophet Muhammad. Somit verfügt der Prophet über eine – bis heute unvergleichbare – Legitimation zur Führung der Umma. 2. Wenn der Koran die muslimische Umma als „die beste“ bezeichnet, dann sollte diese Beschreibung „die beste“ nicht absolut aufgefasst werden. Es gibt Voraussetzungen für diese Auszeichnung. Zudem erfährt dieser von Muslim:innen oft zitierte Vers unterschiedliche Interpretationen: Während eine Interpretation darunter die ganze muslimische Gemeinde bezieht, beschränkt eine andere die Bezeichnung Umma auf bestimmte Gruppen der Gefährten des Propheten. In der Theologie verwendet man in der Regel die Bezeichnung Umma, um die ganze muslimische Gemeinschaft zu beschreiben.

Welche Voraussetzung soll denn eine Person / Personengruppe haben, um die Bezeichnung (die beste) Umma zu verdienen? Und wieso wird ein einziger Mensch, nämlich Ibrahim, einer Umma gleichgestellt?

2.2 Glaube des Einzelnen und der Gemeinde

Viele Exegeten betrachten das Wort Umma in dem Koranvers „Ibrahim war eine Gemeinschaft“ (Sure 16,120) als Synonym für Vorbild und Imam. Diese Vorbildlichkeit wird in Sure 2,124 deutlich zum Ausdruck gebracht: „Er (Gott) sagte: ‚Ich will dich (Ibrahim) zu einem Vorbild (Imam) für die Menschen machen‘“. Das gilt für alle Anhänger der drei monotheistischen Religionen. Ibrahim stellt ein Vorbild in allen Bereichen des Glaubens dar: Er ist vorbildlich in seinem Umgang mit Gläubigen und Nicht-Gläubigen, vorbildlich in seinem Verhalten zu seiner Familie, vorbildlich in seinem Umgang mit seiner Umwelt, seiner Gesellschaft und seiner Gemeinschaft (▸ Urbild des Glaubens: Abraham als gemeinsamer Stammvater).

Die Vorbildlichkeit Ibrahims macht die Geschichte seiner Wanderung nach Mekka anschaulich, wo er auch die Kaaba gegründet hat. Mit dem Aufbau der Kaaba legte Ibrahim den Grundstein für ein Zusammentreffen der Muslim:innen aus der ganzen Welt in Mekka. „Im Wesentlichen begründete Abraham in dieser Sicht die muslimische Religion“ (Gnilka, Bibel und Koran. Was sie verbindet, was sie trennt, Freiburg i.Br. 2004, 131). Da die Gegend und Ortschaft der heiligen Moschee an sich nichts Anziehendes hatte, stellt die Auswanderung nach Mekka das große Gottvertrauen Ibrahims dar, ein Vorbild für alle Gläubigen (vgl. Sure 14,37). In der Wüste hat er allein eine Gemeinschaft gegründet, für die eigentlich eine Umma nötig wäre, doch Ibrahim verkörpert in sich eine Umma.

Die Person Ibrahim ist auch eine Wende in der Menschheitsgeschichte: Geschichtlich betrachtet redet man über Personen, Entdeckungen und Erfindungen, die die Beziehung des Menschen zu seinen Mitmenschen und seiner Umwelt geändert haben. Ibrahim verkörpert aber eine Persönlichkeit, die sowohl die Beziehung zwischen Mensch und Mitmensch als auch zwischen Mensch und Gott geändert und geprägt hat. So erhält Ibrahim den Ehrentitel Khalīlu Allāh (Freund Gottes). Ibrahim war der Wegweiser für die drei monotheistischen Religionen. Unter diesen drei Religionen sind im Islam jedoch die Zeichen der Zugehörigkeit zu Ibrahim – von der Beschneidung, bis zu dem Gebet, der Wallfahrt und vor allem die Veränderung der Gebetsrichtung von Jerusalem Richtung Mekka – deutlicher. Zudem ist die Religion von Ibrahim im Koran die prototypische Religion für die Menschen allesamt. Als Konsequenz ist der Begriff Umma zum Fundament des Islam geworden (vgl. Sure 3,68).

2.3 Welche Aufgaben hat die Umma?

Nimmt man Ibrahim als Vorbild, dann ergeben sich daraus zwei Aufgaben: Das Umma-Mitglied soll sich einerseits für seinen Glauben und sein Jenseits einsetzen, andererseits soll er sich aber im Diesseits für seine Gemeinde engagieren. In Sure 5,2 heißt es: „Helft einander zur Güte und Gottesfurcht, aber helft einander nicht zur Sünde und feindseligem Vorgehen“. Somit wird klar, dass die Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung zum Kern der Aufgaben der Umma gehören. Der Ruf zum Guten und das Verbot des Verwerflichen sind nicht nur eine individuelle, sondern auch eine gemeinschaftliche Pflicht: „Und es soll aus euch eine Gemeinschaft werden, die zum Guten aufruft, das Rechte gebietet und das Verwerfliche verbietet“ (Sure 3,104). Dabei bleibt zentral, dass die Umma ihre Stärke nicht durch die Macht der Menschen und deren gesellschaftlichen Positionen erhält, sondern durch den Zusammenhalt ihrer Mitglieder. Die Gemeinsamkeiten können hier eher den sozialen Werten entnommen werden als den religiösen Riten. Auch der Prophet hebt die soziale Rolle der Umma wie folgt hervor: „Die Gläubigen gleichen in ihrer gegenseitigen Freundschaft, Barmherzigkeit und Güte dem Körper. Wenn ein Glied leidet, so kümmern sich alle übrigen Glieder des Körpers um dieses Glied mit Wachen und Fieber!“ (Adel Theodor Khoury, Der Hadīth. Urkunde der islamischen Tradition, Bd. II, Gütersloh/München 2008, 345)

2.4 Hat die Umma religiöse Autorität?

Der Koran beschreibt die Voraussetzungen für eine (islamisch) beste Gemeinschaft, er legt aber nicht fest, wie die Gemeinschaft diese durchsetzen soll. In jeder Gemeinschaft / Gesellschaft gibt es Leitungsämter, die die Autorität haben, im Rahmen ihrer Befugnisse die Entwicklung der Gemeinschaft zu steuern. Diese Leitungsämter können sich wandeln, aber der Wandel der Autorität berührt weder die Zeitlosigkeit des Islam noch gefährdet er die Umma, denn die Autorität der muslimischen Umma entsteht aus ihrer Sorge um die Gerechtigkeit wie in der gemeinsamen Verrichtung der religiösen Riten: Die islamische Umma sorgt für die Bedürftigen, betet denselben Gott an, fastet im selben Monat, beruft sich auf dasselbe heilige Buch, macht dieselbe Pilgerfahrt zur selben Zeit am selben Ort und verrichtet dieselben Gebete in dieselbe Richtung zum selben Haus.

Fazit

Die Kirchen verstehen sich als religiöse Gemeinschaften in der Welt. Sie wollen in die Gesellschaft hineinwirken, aber keine Theokratie errichten; so hat sich die katholische Kirche auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil ausdrücklich zur Religionsfreiheit und zur Wertschätzung anderer Religionen und Überzeugungen bekannt. Die Kirchengeschichte kennt jedoch Epochen und Regionen, in denen die (europäische) Gesellschaft (tatsächlich oder vorgeblich) „christlich“ war; bis heute gibt es die Vorstellung von der „abendländisch-christlichen Leitkultur“. Darüber sollte nicht vergessen werden, dass Judentum und Islam auf ihre Weise zur abendländischen Tradition gehören.

Der Koran lässt die Bedeutung und Rolle der Umma offen. Die Bedeutung der Umma streckt sich von spezifischen religiösen Gemeinden (muslimischer Gemeinde/Gefährten des Propheten) bis zur menschlichen Gemeinde, die sowohl Gläubige als auch Ungläubige umfasst. Der Koran hebt jenseits von Ethnie, Hautfarbe und Herkunft des Menschen die Zusammenarbeit hervor, die zum Gemeinwohl der Umma führt. Die offene Bedeutung der Umma unterbindet gleichzeitig jede Aktion, die zu Konflikt, Neid, Ego etc. anstiftet und begrüßt jeden (positiven) Akt, der zum Zusammenhalten der Umma führt. Jede Gesellschaft, die gerecht ist und für Gerechtigkeit kämpft, hält sich an die Regeln des Koran. Somit gründet der Islam die Umma in offener, umfangreicher und toleranter Sicht, denn Islam ist die Religion für alle Zeiten und Muhammad der Prophet für die Menschen allesamt.

Zum Weiterlesen

Hilberath, Bernd Jochen, Bei den Menschen sein. Die letzte Chance für die Kirche, Ostfildern 2013

Neuner, Peter / Zulehner, Paul M., Dein Reich komme. Eine praktische Lehre von der Kirche, Ostfildern 2013

Ramadan, Tariq, Radikale Reform. Die Botschaft des Islam für die moderne Gesellschaft, München 2009

Klaus von Stosch/Mouhanad Khorchide, Umma und Kirche, in: Theologie und Glaube 100 (2010), 344-360.

Schmid, Hansjörg / Dziri, Amir / Gharaibeh, Mohammad / Middelbeck-Varwick, Anja (Hg.), Kirche und Umma. Glaubensgemeinschaft in Christentum und Islam, Regensburg 2014

Authors

  • Prof. em. Dr., Tübingen, geb. 1948, römisch-katholisch; bis 2013 Professor für Dogmatik und Dogmengeschichte an der Universität Tübingen; Direktor des Instituts für Ökumenische Forschung an der Eberhard Karls Universität Tübingen

  • Dr., Tübingen, geb. 1976, muslimisch; Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Islamische Theologie (ZITh), Universität Tübingen

Andere Texte zu diesem Kapitel

Themen

Gemeinsam vor Gott: Gebet und Spiritualität

Das Gebet ist nicht einfach zu fassen und nur schwer in Definitionen zu zwängen. Vereint es doch verschiedene widerstrebende Pole in sich: Es wendet sich ganz Gott zu und betrifft doch den Menschen in seinem Inneren. Es ist sehr persönlicher, existenzieller Ausdruck und doch immer auch öffentlicher Akt und Mitte einer religiösen Gemeinschaft. Es ist fest gebunden an eine spezifische religiöse Tradition und doch der offensichtliche Verbindungspunkt zwischen Christentum und Islam. Deswegen erkundet der folgende Artikel das Gebet auf christlichen und islamischen Wegen, die getrennt sind, sich aber dennoch immer wieder überschneiden oder in ihren Unterschieden erhellende Konstellationen bilden. Er tut dies ohne Anspruch auf Vollständigkeit oder Abgeschlossenheit, indem er sich einfachen Fragen zuwendet, anhand derer Verbindungen und Differenzen aufscheinen: Zu wem wird gebetet? Wer betet? Wie und wo wird gebetet? Wie wichtig ist die Gemeinschaft für das Gebet? Nicht primär, so sei festgehalten, geht es um Formen, Orte und konkrete Anregungen für ein gemeinsam gestaltetes Gebet von Christ:innen und Muslim:innen – diesen Fragen wird ein eigener Artikel gewidmet sein.

mehr lesen

Gerechtigkeit schaffen, Unrecht beenden: Frieden und Gewalt

Über Jahrhunderte wurden gewaltsam ausgetragene, politisch motivierte Konflikte religiös aufgeladen. »Heiliger Krieg« ist der überkommene Begriff, mit dem eine direkte göttliche Autorisierung von Gewalt behauptet wird. Ist diese Vorstellung aus den Schriften des Islam und des Christentums begründbar? Wie bestimmen die beiden Religionen das Verhältnis Gottes zu Gewalt und Frieden? Was leiten sie daraus für ihre staatliche und gesellschaftspolitische Verantwortung auf nationaler und internationaler Ebene ab?

mehr lesen

Verantwortung für das Leben: Grundlagen der Ethik

Der Dialog des Handelns auf der Grundlage gemeinsamer Weltverantwortung gehört zu den zentralen Dimensionen des interreligiösen Dialogs. Durch den religiösen Sinnhorizont des Handelns bewegt sich dieser Dialog nicht auf einer rein pragmatischen Ebene, sondern umfasst immer auch Bezüge zu zentralen theologischen Fragen. Lässt sich in vielen ethischen Problemstellungen Einigung zwischen den Religionen erzielen, so werden sowohl in den Grundansätzen als auch in Einzelfragen Differenzen sichtbar. Es würde eine Verengung darstellen, religiöse Ethiken als geschlossene Systeme von Erlaubtem und Verbotenem zu betrachten. Daher sind im interreligiösen Dialog nicht in erster Linie Einzelnormen, sondern hermeneutische Fragen und Konstruktionsprinzipien der Ethiken miteinander zu vergleichen. Der Beitrag erläutert in einem ersten Schritt das allgemeine Verständnis von Ethik und arbeitet die Besonderheiten religiöser Ethik heraus. Ein zweiter Schritt fragt nach der Orientierungsfunktion von christlicher und islamischer Ethik. Die unterschiedliche Verortung von Ethik und islamischer und christlicher Theologie wird in einem weiteren Schritt reflektiert ebenso wie die Relevanz von Bibel und Koran. In der modernen Ethik bildet „Verantwortung“ den Schlüsselbegriff, der schließlich für verschiedene Handlungsfelder konkretisiert wird. Den Abschluss bildet die Frage, welche Bedeutung ethische Fragen für den interreligiösen Dialog und das gesellschaftliche Zusammenleben haben.

mehr lesen

Gerecht und barmherzig? Glauben an Gott angesichts des Leids

Menschen erfahren leid durch Krankheit, Krieg, Naturkatastrophen, Tod. Christentum und Islam sind mit ihrem Glauben an den einen allmächtigen, barmherzigen und gerechten Gott und ihrer Ethik angesichts der universalen Leiderfahrung besonders herausgefordert. Der Beitrag geht der Frage nach, wie Bibel und Koran, christliche und islamische Theologie mit Theodizeefrage umgehen, welche Antwortversuche sie geben.

mehr lesen

Stellvertreter Gottes: Würde und Aufgabe des Menschen

Die Frage nach dem Verständnis des Menschen ist grundlegend für das Verhältnis und das Zusammenleben von Christen und Muslimen. Gibt es eine gemeinsame Basis, von der aus die Würde des Menschen begründet und verteidigt werden kann? Können Christen und Muslime gemeinsame Aussagen über die Aufgabe und Bestimmung des Menschen machen? In drei Schritten werden in diesem Beitrag die Aspekte Geschöpflichkeit und Würde, Freiheit und Verantwortung, Sünde und Glaube des Menschen jeweils aus christlicher und muslimischer Sicht beleuchtet.

mehr lesen

Urbild des Glaubens: Abraham als gemeinsamer Stammvater

Abraham ist im interreligiösen Dialog zu einer die drei monotheistischen Religionen Judentum, Christentum und Islam verbindenden Programmfigur aufgestiegen. Dies gilt sowohl für wissenschaftliche wie für praxisbezogene Arbeit. Mit großer Selbstverständlichkeit ist deshalb inzwischen von den drei abrahamitischen bzw. abrahamischen Religionen bzw. der abrahamischen Ökumene die Rede. Viele Dialoginitiativen nutzen „Abraham“ als Teil ihres Namens, um anzuzeigen, dass den Religionen etwas Gemeinsames und Verbindendes zugrunde liegt. In den letzten Jahren traten jedoch die Bedeutung der Unterschiede und der Umgang damit stärker in den Vordergrund. Welche Rolle Abraham im gegenwärtigen interreligiösen Dialog tatsächlich spielen kann oder auch spielen sollte, hängt an der Rezeption der biblischen Erzählungen in den Theologien und Religionen, was insgesamt zumindest zur Differenzierung herausfordert.

mehr lesen

Gottes Wort in der Geschichte: Bibel und Koran

Dass Gott zu den Menschen gesprochen und ihnen sein Wort anvertraut hat, glauben Jüdinnen und Juden, Christ:innen und Muslim:innen gemeinsam. Zugleich sind sie darin aber auch erheb-lich geschieden. In der Bibel – für Jüdinnen und Juden „Tora, Propheten und Schriften“, für Christ:innen die Einheit aus Altem und Neuem Testament – und im Koran haben sie ihr je eige-nes Fundament und den unaufgebbaren Ausdruck ihrer Identität. Somit hat die Frage, wie Jü-dinnen und Juden, Christ:innen und Muslim:innen sich wechselseitig verstehen und zueinander verhalten können, angesichts dieser Bücher besonderes Gewicht. Für den christlich-islamischen Dialog ist dies ein zentrales Thema. Zugleich aber betrifft es auch das je eigene Selbstverständ-nis: In der Wahrnehmung der anderen Religion wird man sich der eigenen neu bewusst.

mehr lesen

Leben in Freiheit und Würde: Menschenrechte

Menschenrechte sind in der deutschen Verfassung wie auch in internationalen Konventionen kodifiziert. Religionen sind Nutznießer der dort garantierten Religionsfreiheit und stehen in der Verpflichtung, diese Rechte auch ihrerseits zu unterstützen und zu gewähren. Im Christentum wie im Islam sind Menschenrechte vor allem in der Würde des Menschen begründet. Das Verhältnis von göttlichen Rechtssetzungen und menschlichem Recht führt in einige Sachfragen zu unterschiedlichen Akzenten oder Vorbehalten. In der praktischen Umsetzung von Menschenrechten gibt es weiterhin Defizite, so vor allem in der Gewährung von Freiheiten und Gleichheiten und im Umgang mit Andersdenkenden und religiösen Minderheiten.

mehr lesen

Jesus: Prophet oder Sohn Gottes?

Jesus wird im Christentum als Sohn Gottes bezeichnet, und in der islamischen Tradition ist er ein Auserwählter und Gesandte Gottes. Die unterschiedliche Perspektive auf Jesus von Nazareth führte oft zu einer apologetischen Haltung und pauschalen gegenseitigen Kritik und Ablehnung. In diesem Artikel werden die christliche und muslimische Perspektive differenziert dargelegt. Trotz Eigenmerkmale in der jeweiligen Religion gibt es Erzählungen im Koran über Jesus, die auch in der Bibel zu finden sind. Der Kern der Botschaft Jesu, der Glaube an einen einzigen Schöpfer, ist eine verbindliche gemeinsame Überzeugung, die in diesem Artikel hervorgehoben wird.

mehr lesen

Worauf hoffen wir? Heil in Diesseits und Jenseits

Die Drohung mit dem Höllenfeuer und die Hoffnung auf das Paradies sind Motive, die in vielen religiösen Überzeugungen zu finden sind. Die Lehre von den letzten Dingen wird im Christentum und Islam zwar unterschiedlich dargelegt, hat aber auch Übereinstimmungen in den biblischen und koranischen Vorstellungen. Die historischen Wurzeln des Jenseitsglaubens liegen außerhalb der beiden Religionen und gehen auf ältere Zeugnisse der alten Religionen zurück. In diesem Artikel wird die Endgerichts- Theologie der Auferstehung und des Jüngsten Gerichts aus den Quellen und theologischen Diskursen im Christentum und Islam vorgestellt.

mehr lesen

Den Glauben bezeugen: Zum Verhältnis von Dialog und Mission

Im Christentum und Islam soll der Mensch den Glauben bezeugen und mit Worten und Taten den anderen zum Glauben einladen. Während im Christentum Mission als Bezeugen, Mitteilen, Überzeugen und Menschen für den Glauben gewinnen, gesprochen wird, wird im Islam von Einladung zum Glauben gesprochen. In diesem Artikel wird der Begriff Mission aus den christlichen und islamischen Perspektiven erläutert und in Beziehung zum Dialog gesetzt.

mehr lesen

Partnerschaft, Ehe und Familie

Der vorliegende Artikel gibt einen Überblick über das Phänomen Partnerschaft, Ehe und Familie im Hinblick ihrer Gestaltungsformen sowie aus der islamischen als auch christlichen Perspektive. Beide abrahamitischen Religionen tragen maßgeblich zur Stabilisierung und Versittlichung dieser bei. Nicht zuletzt sind im christlich-islamischen Austausch Unterschiede und Gemeinsamkeiten ebenso zu beachten wie auch Unterschiede innerhalb der christlichen Konfessionen. Relevant werden diese Unterschiede und Gemeinsamkeiten insbesondere bei der Anwendung der deutschen Rechtsprechung und Verwaltungspraxis des Ehe- und Familienrechts auf andere Länder, wenn eingewanderte Migrant:innen in ihrem Herkunftsland geheiratet haben und ihr Familien- und Erbrecht mit nach Deutschland bringen.

mehr lesen

Muhammad: Vorbild für Muslime – Anfrage an die Christen

Einer der Glaubensgrundsätze des Islams fordert den Glauben an den von Gott berufenen Gesandten und Propheten Muhammad. Als Empfänger und Verkünder der göttlichen Offenbarung, stellt er eine Erstinterpretation der göttlichen Botschaft dar, um diesen eine Gestaltungsform zu geben. Dieser zeichnet sich durch Frömmigkeit, Aufrichtigkeit und seiner Barmherzigkeit aus, der durch seine Lebensführung den Muslim:innen als Rechtleitung gilt.
Der vorliegende Artikel soll aufzeigen, wie die Integration des Propheten Muhammad in die biblische Tradition unter Betrachtung der Eigenschaften und der Lebensweise des Propheten erfolgen kann, da die Anerkennung und Verehrung des Propheten Muhammad seitens der Muslim:innen nicht auf die gleiche Anerkennung seitens der Christ:innen stößt, die bisher nicht dazu bereits waren, ihm die gleiche Wertschätzung entgegenzubringen.

mehr lesen

Ursprung und Ziel: Gott als Schöpfer und Richter

Die Menschen haben sich unaufhörlich über den Sinn des Lebens Gedanken gemacht und Fragen gestellt. Sie haben sich bemüht, zwischen Ursprung und Ziel den Zweck des Daseins zu verstehen. Zu diesen Fragen haben Christentum und Islam sich mehrfach und facettenreich positioniert. In beiden Religionen steht der Mensch durch Gottes Gnade und Zuwendung in einer Beziehung und Vertrautheit mit Gott, die er in Freiheit individuell entfalten oder ignorieren kann. Der Glaube an Gott führt zur Einsicht, dass der Mensch für diese Welt und sein eigenes Leben Verantwortung trägt, der er durch den Glauben und darauf basierender Handlungsweise gerecht werden kann. Einige Aspekte dieser großen Fragen der Menschheit werden in diesem Beitrag thematisiert.

mehr lesen