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Auf dem Weg zur Lernpartnerschaft – christlich-islamischer Dialog in der Erwachsenenbildung und in Akademien

André Gerth
Im ersten Teil wird entlang pädagogisch-didaktischer Referenzgrößen die programmatische Positionierung des christlich-islamischen Dialogs in der Bildungsarbeit von Akademien und Einrichtungen der Erwachsenenbildung unterschiedlicher Trägerschaft erläutert. Im zweiten Teil werden mit der zunehmenden partnerschaftlichen Beteiligung von Akteuren aus beiden Religionsgemeinschaften und dem Feld des informellen Lernens, das sich dem Bereich der non-formalen allgemeinen Erwachsenenbildung entzieht, aktuelle Entwicklungen erörtert. Im letzten Teil werden Entwicklungsperspektiven, ungenutzte Potentiale und Herausforderungen für die Bildungsarbeit im christlich-islamischen Dialog benannt.
Veröffentlicht im Mai 2014
Aktualisiert im März 2023
Zitierlink: https://handbuch-cid.de/auf-dem-weg-zur-lernpartnerschaft-christlich-islamischer-dialog-in-der-erwachsenenbildung-und-in-akademien/

Zum aktuellen Rahmen christlich-islamischer Bildungsprozesse

Akteure, Verortung und Auftrag

Zeitgleich mit der zunehmenden gesellschaftlichen Präsenz und Relevanz des Islam in Deutschland wurde dies auch zu einem Thema in kirchlichen Akademien und Einrichtungen der Erwachsenenbildung. Die Akademien und Bildungseinrichtungen in der Trägerschaft der katholischen Diözesen und Verbände bzw. die Akademien und Bildungseinrichtungen der evangelischen Landeskirchen erkannten in dieser Entwicklung für sich den Auftrag zur kritischen Reflexion und Erörterung der damit zusammenhängenden gesellschaftlichen, politischen, kulturellen und (inter)religiösen Fragen. Damit gewannen auch die spezifischen Themenfelder des christlich-islamischen Dialogs wieder an Relevanz, die zumindest in den katholischen Einrichtungen durch die Rezeption des Konzilsdokuments Nostra aetate bereits in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts programmatisch ihren ersten Aufschlag hatten.

Auf muslimischer Seite ist in den vergangenen zehn Jahren eine Entwicklung festzustellen. Früher gab es nur vereinzelte Einrichtungen mit einem entsprechenden Bildungsauftrag. Oft gingen und gehen Bildungsangebote immer noch Hand in Hand mit Beratung und Begleitung im Bereich Migration und Integration. Beispiele hierfür sind die früher und zu Beginn sehr aktive Muslimische Akademie in Deutschland mit Sitz in Berlin, das heute etablierte Begegnungs- und Fortbildungszentrum muslimischer Frauen e.V. (BFmF) in Köln oder das Mannheimer Institut für Integration und interreligiösen Dialog e.V. Diese Erwachsenenbildungspraxis ist, so sehr dies immer noch von den einzelnen Moscheevereinen und ihren Ansichten und Haltungen abhängt, auf dem Weg der Professionalisierung (Garelova, 2020, 122ff) und in den vergangenen 10 Jahren nahm die Anzahl muslimischer Einrichtungen zu, die Erwachsenenbildung und spezifisch auch Themen des interreligiösen Dialogs als Bildungsauftrag sich zu eigen gemacht haben (Muslimisch-zivilgesellschaftliche Bildungsträger in Deutschland, 2021, 16-21).

Über die konfessionsgebundenen Akteure und über die an Moscheevereinen und Verbänden orientierte Erwachsenenbildung hinaus sind zudem viele Initiativen, Vereine, Institute und Organisationen unterschiedlicher Trägerschaft entstanden, die sich im christlich-islamischen Dialog engagieren und hier erwachsenenbildnerische oder akademische Aufgaben wahrnehmen.

Lernfelder

Bildungsprojekte zum christlich-islamischen Dialog entwickelten sich in den vergangenen Jahrzehnten entsprechend dem zunehmenden Bedarf an Orientierung, Urteils- und Handlungsfähigkeit. Im Hintergrund standen Fragen und Herausforderungen, die ein wachsender islamischer Bevölkerungsanteil und die verstärkt ins öffentliche Bewusstsein gerückten Entwicklungen in islamisch geprägten Regionen der Welt mit sich brachten. Veranstaltungen zu dieser Fragestellung finden sich vermehrt auch in Bildungsangeboten, die dem Bereich „interreligiöses Lernen“ (Leimgruber, 2007, 20–23), „globales Lernen“ (Scheunpflug, 2005, 272f) und „interreligiöse Kompetenzen“ (Willems, 2011, 112ff) zugeordnet werden. Im Zusammenhang mit der Zunahme an Geflüchteten aus islamischen und islamisch geprägten Ländern haben seit 2015 Themen christlich-islamischer Begegnung vor allem im Kontext von Begegnungsformaten zwischen Geflüchteten und Aufnahmegesellschaft und in Qualifizierungen von Ehrenamtlichen im Bereich Flucht und Migration wieder neu an Bedeutung gewonnen und werden in Bildungsmaßnahmen zur politischen Bildung, Islamfeindlichkeit und antimuslimischem Rassismus aufgegriffen. Bildungsangebote dieser inhaltlich-konzeptionellen Ausrichtung sind grundsätzlich auch Lernorte für Engagierte im christlich-islamischen Dialog, auch wenn sie nicht explizit auf diesen spezifischen (theologischen) Dialogprozess Bezug nehmen. Einen ganz spezifischen Bezug auf den Dialogprozess haben hingegen verschiedene Qualifizierungsformate für Dialogbotschafter:innen oder Dialogbegleiter:innen, die im letzten Jahrzehnt entstanden sind. Diese richten sich vornehmlich an Zielgruppen, die ihr interreligiöses Engagement in bestimmten Kontexten fachlich fundiert ausüben möchten (▸ Befähigung zum Dialog – Interreligiöse Kompetenz). Bei diesen Angeboten sind christliche und muslimische Partnerorganisationen in unterschiedlichem Grad in der Trägerschaft, Konzeption, Durchführung und Mitwirkung beteiligt und manche Angebote beschränken sich auch nicht nur auf den christlich-islamischen Dialog (z. B. „Dialogbegleiter*in Christentum-Islam“ der Katholischen Erwachsenenbildung und des Bistums Osnabrück, „Dialog-Multiplikator/-in“ im Erzbistum Köln, „Interreligiösen Dialogbegleiter*in“ im Studienzentrum Josefstal oder der „Dialog-Begleiter-Kurs“ von Occurso- Institut für interreligiöse und interkulturelle Begegnung e. V.)

Inhalte

In inhaltlicher Hinsicht ist festzustellen, dass das breite Themenspektrum (▸ Themen) des christlich-islamischen Dialogs zwar behandelt wird, aber nicht die Mehrheit der Veranstaltungen inhaltlich bestimmt. Das theologische Anliegen und Interesse am theologischen Dialog wird von den Dialogpartnern einerseits herausgestellt, andererseits aber von tagespolitischen, sozialen, interkulturellen, integrations- und migrationspolitischen, diakonisch-caritativen, friedensorientierten und spirituellen Fragen inhaltlich überlagert (Klinkhammer, 2011, 19f, 24ff, 27f, 47f, 71f, 251).

Kontexte und Interessen

Christlich-islamische Lernprozesse stehen thematisch immer in einem spannungsreichen Bezug von religiösen, politischen und kulturellen Fragestellungen und Interessen. Divergierende Anliegen (z.B. politische Partizipation islamischer Gemeinden, Frage nach sozialen, interreligiösen und interkulturellen Konflikten und Potenzialen, theologische Verhältnisbestimmungen) können zu Spannungen, Missverständnissen und konfliktiven Erwartungshaltungen im Hinblick auf Lernprozesse führen. Dennoch können diese Aspekte in Lernprozessen nicht konsequent getrennt voneinander erörtert werden. Eine klare inhaltliche Fokussierung, die den Blick auf Wechselwirkungen und Abhängigkeiten dieser Dimensionen angemessen einbezieht, erscheint hierbei unumgänglich.

Lernziele

Die Lernziele sind mit bestimmten inhaltlichen Fokussierungen verbunden. Der Fokus auf Theologie und Spiritualität hat das Lernziel, das wechselseitige theologische Verständnis füreinander zu fördern und den eigenen Glauben im Angesicht des Anderen und seiner Theologie und Spiritualität kritisch zu reflekt

ieren und neu zu formulieren. Bei einer politischen Ausrichtung kann das Lernziel in einer Förderung der Urteils- und Handlungsfähigkeit im Hinblick auf Integration, Partizipation, Friedenssicherung, Konfliktvermeidung, Gerechtigkeit, Solidarität und Zusammenarbeit bestehen. Fokussiert das Angebot auf interkulturell relevante Inhalte, werden entsprechende interkulturelle Kompetenzen und Sachkenntnisse gefördert. Mit diesen Lernzielen ist auch jeweils das grundsätzliche Lernziel impliziert, durch Bildung zu mehr Sachverstand und Differenzierung und zu mehr Vertrautheit in der Begegnung mit dem Anderen beizutragen.

Entwicklungen in der Praxis

Im Hinblick auf Veranstaltungsformate und Methoden soll auf zwei zentrale Entwicklungen in der Lernpraxis hingewiesen werden: (1) Dialog von Partnern als Königsweg christlich-islamischer Lernprozesse, (2) Zunahme und Chancen informellen Lernens im christlich-islamischen Dialog.

Dialogische Begegnung

Bildungsveranstaltungen wurden von christlicher Seite oft ohne Beteiligung von Muslimen und Musliminnen durchgeführt. Heute sind die Veranstaltungsformate und Methoden jedoch zunehmend dialogisch und partnerschaftlich orientiert, d.h. unter interreligiöser Trägerschaft oder Einbeziehung von Mitwirkenden und Ressource-Personen aus beiden Religionsgemeinschaften. Dazu trägt auch die bessere Verfügbarkeit islamischer Fachleute und die wachsende Wahrnehmung von Bildungsverantwortung und -aufgaben seitens islamischer Einrichtungen bei. Beispielhaft wurde diese dialogische und persönliche Begegnung als Königsweg interreligiösen Lernens auf akademischer Ebene durch das Theologische Forum Christentum-Islam der Katholischen Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart praktiziert. Von Beginn an wurden Begegnung und fachlicher Austausch auf Augenhöhe mit muslimischen Gesprächspartnern:innen gesucht und programmatisch verankert. Seit 2005 konnten jährlich Foren zu verschiedenen Themen mit starker Mitwirkung und Beteiligung auch junger muslimischer Wissenschaftler:innen und Fachleute durchgeführt werden.

Informelles Lernen im Dialog

Informelles Lernen meint ein Selbstlernen, das entweder beiläufig oder auch bewusst gesteuert und organisiert jenseits von formalem und non-formalem Lernen in Bildungseinrichtungen und -veranstaltungen erfolgt. Dieses Lernen nimmt an Bedeutung zu. Auch informelles Lernen zu christlich-islamischen Themen- und Konfliktfeldern erfolgt in der Breite über medial verfügbare Inhalte. Bildungsträger können dieses Lernverhalten verstärkt berücksichtigen, indem sie Angebote zur Förderung der Kompetenz selbstorganisierten Lernens im Bereich des christlich-islamischen Dialogs machen oder Lernprozesse in einem für Selbstlernende ansprechenden Format zugänglich machen. In diesem Sinn eröffnen z. B. die „Dialogtüren“, die das Institut für interreligiöse und interkulturelle Begegnung Occurso als Wanderausstellung konzipiert hat, an verschiedensten Orten (Autobahnkirche, Bank, Schule, Sozialeinrichtungen) Gelegenheiten zur Auseinandersetzung mit dem interreligiösen Dialog. Auf sechs leicht aufstellbaren „Türen“ finden sich anregende Informationen und lebensnahe Fragestellungen zur Relevanz des interreligiösen Dialogs im täglichen Lebensumfeld, die in weiterführenden Präsenzveranstaltungen vertieft werden können.

Perspektiven und Empfehlungen

Konfliktive und divergierende Erwartungshaltungen

Dass Dialog- und Bildungsinitiativen bei jeweiligen Partnern und Zielgruppen oft nicht den erwarteten Zuspruch finden, hat auf beiden Seiten verschiedene theologische, kulturelle und politische Gründe. Auch liegen teilweise unterschiedliche Dispositionen zu Erwachsenenbildung und Lernkulturen vor. Vor diesem Hintergrund ist nachvollziehbar, dass die Bildungsintention und -motivation auf islamischer Seite nicht immer mit Intentionen und Motivationen übereinstimmen, die seitens christlicher Initiativen bestehen. Um Enttäuschungen zu vermeiden, gilt es, sich im Vorfeld gemeinsam über diese Erwartungen, die einem Lernprozess vorausliegen und über Scheitern oder Gelingen entscheiden können, Klarheit zu verschaffen und zu prüfen, ob und wie welche Anliegen gemeinsam mit wem aufgegriffen werden können oder nicht.

Dialogische Lernpartnerschaft

Auch aus grundsätzlichen Überlegungen wird es in Zukunft unumgänglich sein, dass christlich-islamische Lernprozesse nach Möglichkeit von Beginn an unter Einbezug der jeweiligen Dialogpartner in Kooperationen und Netzwerken auf Augenhöhe geplant und durchgeführt werden, wenn sie inhaltlich und methodisch dem Anspruch dialogischer Partnerschaft genügen und gerecht werden sollen. Ein solches Vorgehen gewährleistet eine höhere Authentizität hinsichtlich der Inhalte, eine gezieltere Ausrichtung an vorhandene Bildungsbedarfe unterschiedlicher Zielgruppen und eine höhere Akzeptanz des Bildungsprozesses seitens der Dialog- und Lernpartner.

Säkulare Partner im interreligiösen Lernprozess

Interreligiöses Lernen im christlich-islamischen Dialog erfolgt auf der Grundlage eines religiösen Bekenntnisses der Dialogpartner und hat dieses auch zum Gegenstand. Religion, in besonderer Hinsicht der Islam, wird im öffentlichen Raum vermehrt zum (problematisch konnotierten) Thema, je deutlicher wird, dass Religion kein gesellschaftlich isolierter Lebensbereich ist. Die religiöse Grundlage eines christlich-islamischen Lernprozesses darf deswegen nicht als einschränkende Voraussetzung zur Teilhabe am Lernprozess verstanden werden. Sie muss für diese Schnittstellen zu den säkularen Themenfeldern christlich-islamischen Dialogs offen sein und die Lernprozesse auch für säkulare Zielgruppen und für politische, soziale oder kulturelle Diskurse vermitteln können. Für gemeinsame Lernprozesse und Kooperationen mit säkularen Partnern sind Kenntnis und Respekt der jeweiligen Möglichkeiten und Grenzen im Verständnis füreinander erforderlich. Der Deutsche Volkshochschul-Verband e.V. hat als säkularer Träger von Erwachsenenbildung einen Leitfaden erstellt, wie die Begegnung mit Muslimen und somit die religiöse Dimension in Bildungsveranstaltungen säkularer Träger zur Geltung kommen kann (Schmidt-Behlau / Schwarze, 2005) und bietet sich als Bildungspartner an.

Komplexe Bezüge thematisieren

Mit der vorausgehenden Perspektive hängt die Empfehlung zusammen, in Bildungsprojekten religiöse, theologische, kulturelle, politische oder soziale Aspekte christlich-islamischen Dialogs und Begegnung miteinander in Bezug zu setzen und zu reflektieren, bzw. komplexe Sachverhalte nicht auf eine Dimension zu reduzieren. Reduktionen diesbezüglich führen zu Deutungen, die den vorhandenen wechselseitigen Bezügen von religiösen, kulturellen und politischen Dimensionen christlich-islamischer Begegnungswirklichkeit nicht gerecht werden und langfristig dem oben genannten grundsätzlichen Lernziel christlich-islamischer Bildungsprozesse nicht förderlich sein können.

Globale Lernpotenziale nutzen

Eine weitere Perspektive ist die globale Dimension der Themenfelder und Zielgruppen christlich-islamischen Lernens. Hier sind Potenziale noch nicht ausgeschöpft und ist kaum im Blick, was christlich-islamische Kooperationen und Organisationen an Lernprozessen weltweit bereits geleistet haben. Ebenso ist nicht bewusst, wie Lernen in diesen Bereichen in Deutschland bereits global bestimmt ist. Bildungsprozesse und Lernerfahrungen in anderen Kontinenten können trotz der unterschiedlichen Kontexte durchaus Impulse für christlich-islamisches Lernen in Deutschland sein, und dies für christliche, muslimische oder auch säkulare Dialogpartner (Gerth, 2011, 10).

Zitierte Literatur

Garelova, Silvena, Erwachsenenbildung in islamischen Organisationen in Deutschland. Eine Analyse der Angebote Berliner Moscheen (Erwachsenenpädagogischer Report; Bd. 67), Berlin 2020

Gerth, André, Interreligiöse Projektpartnerschaft? Die Glokalisierung des interreligiösen Dialogs und Konsequenzen daraus, in: missio Korrespondenz 4 (2011), 8-11

Klinkhammer, Grit, Interreligiöse und interkulturelle Dialoge mit MuslimInnen in Deutschland. Eine quantitative und qualitative Studie, mit Hans-Ludwig Frese, Ayla Satilmis und Tina Seibert, Bremen 2011 Download

Leimgruber, Stephan, Interreligiöses Lernen. Neuausgabe, München 2007

Muslimisch-zivilgesellschaftliche Bildungsträger in Deutschland – Bestandsaufnahme und Selbstportraits, Muslimische Akademie Heidelberg i. G., Teilseiend e. V. (Hg.), 2021 Download

Scheunpflug, Annette / Asbrand, Barbara, Zum Verhältnis von interreligiösem, interkulturellem, ökumenischem und globalem Lernen. In: Schreiner, Peter / Sieg, Ursula / Elsenbast, Volker (Hg.), Handbuch interreligiöses Lernen, Gütersloh 2005, 268-281

Schmidt-Behlau, Beate / Schwarze, Antje (Hg.), Im Dialog zum Miteinander. Ein Leitfaden zur Begegnung mit Muslimen in der Erwachsenenbildung, Bonn 2005 Download

Willems, Joachim, Interreligiöse Kompetenz. Theoretische Grundlagen – Konzeptualisierungen – Unterrichtsmethoden, Wiesbaden 2011

Zum Weiterlesen

Espelage, Christian / Mohagheghi, Hamideh / Schober, Michael (Hg.), Interreligiöse Öffnung durch Begegnung: Grundlagen – Erfahrungen – Perspektiven im Kontext des christlich-islamischen Dialogs, Hildesheim, Zürich, New York, 2021, insbesondere 33-82 und 313-389

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