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Muslimische Akteure im christlich-islamischen Dialog – weltweit und in Deutschland

Ayşe Almıla Akca
Dieser Beitrag stellt die Positionen und Aktivitäten im interreligiösen Dialog von ausgewählten muslimischen Organisationen weltweit und in Deutschland dar. Als Quellen werden Print-, Video- und E-Publikationen sowie Homepages der Organisationen, Interviews mit ihren Vorsitzenden und Vertreter:innen, Pressemitteilungen sowie Freitagspredigten herangezogen. Einer kurzen Beschreibung der jeweiligen Organisationen folgen Dialog-relevante Positionen und ausgewählte Aktivitäten. Damit leistet dieser Artikel einen grundlegenden Beitrag zum Verständnis der Positionen und des Engagements im interreligiösen Dialog einiger global tätiger muslimischer Akteure und muslimischer Vereinigungen in Deutschland.
Veröffentlicht im Mai 2014
Aktualisiert im März 2023
Zitierlink: https://handbuch-cid.de/muslimische-akteure-im-christlich-islamischen-dialog-weltweit-und-in-deutschland/

1. Akteur:innen auf internationaler Ebene

Weltweit engagieren sich verschiedene religiöse Institutionen und Organisationen von Muslim:innen im christlich-islamischen Dialog. Die türkische Religionsbehörde Diyanet in Ankara (Türkei) ist aufgrund der großen Anzahl von türkischen Muslim:innen in Deutschland von Bedeutung. Die Institution al-Azhar in Kairo (Ägypten) genießt innerhalb der islamischen Welt eine hohe Anerkennung. Der Offene Brief A Common Word an die christlichen Kirchen aus dem Umfeld des Aal al-Bayt Institute for Islamic Thought in Amman (Jordanien) hat weltweit eine enorme Ausstrahlungskraft ausgebildet. Diese drei sollen aufgrund ihres erheblichen Einflusses auf europäischer Ebene beispielhaft ausgeführt werden, obgleich es zahlreiche andere Organisationen und Initiativen gibt. Dialogzentren im Iran beteiligen sich beispielsweise seit langem aktiv am Dialog; mehrere Akteur:innen auf der arabischen Halbinsel engagieren sich in islamisch-christlichen Begegnungen im internationalen Feld (beispielsweise Katar) oder bemühen sich um den Aufbau neuer Partnerschaften (so Oman und Saudi-Arabien). In Ländern mit traditionell hoher religiöser Pluralität wie Südafrika, Tansania oder Indonesien blicken muslimische Akteur:innen auf langjährige Dialogerfahrungen zurück. Muslimische Einrichtungen und Organisationen weltweit können hier aber nicht im Einzelnen genannt werden.

Diyanet (Ankara / Türkei)

Das Präsidium für religiöse Angelegenheiten (Diyanet İşleri Başkanlığı), kurz Diyanet, in der Türkei ist eine Präsidialbehörde, die seit 1924 den staatlichen Auftrag hat, alle Angelegenheiten des islamisch-sunnitischen Glaubens zu regeln, unter anderem die Bereitstellung religiöser Einrichtungen und Dienstleistungen für die Bevölkerung. Seit den späten 1980er Jahren hat das Diyanet-Amt im Zusammenhang mit weltweiten Dialogbestrebungen christlicher Akteur:innen begonnen, die Positionen des Islams zu anderen Religionen explizit zu formulieren und dem interreligiösen Dialog eine bedeutsamere Stellung innerhalb der Einrichtung zuzuweisen (Yilmaz/Barry, 2020, 4-5). 1999 schließlich wurde das Direktorat der Abteilung Interreligiöser Dialog (Dinlerarası Diyalog Şubesi Müdürlüğü) eingerichtet, nachdem bereits in der Schlusserklärung des II. Religiösen Rats 1998 (2. Din Şurası) ein grundlegendes Dokument zum interreligiösen Dialog formuliert wurde: Dialog ist keine Propaganda für eine bestimmte Religion, sondern ein Beitrag für den Weltfrieden und für die Menschenrechte, zugleich ist Dialog der Weg, auf dem sich Angehörige verschiedener Religionen kennenlernen und näherkommen (Olgun, 2009, 272-273).

Das Diyanet-Amt nahm in den Folgejahren an zahlreichen internationalen und nationalen interreligiösen Foren und Feiern teil, hat Erklärungen und Communiqués zum interreligiösen Dialog herausgegeben und sein Personal für das Thema sensibilisiert. Insbesondere unter Ali Bardakoğlu, Präsident des Diyanet-Amtes von 2003 bis 2010, wurde der interreligiöse Dialog theologisch fundiert und in der universitären Theologie thematisch verankert. Bardakoğlu hat in mehreren Reden ausgeführt, dass Muslim:innen schon seit den Tagen des Propheten Muhammads mit monotheistischen Andersgläubigen in Kontakt gewesen seien. Dieser Umstand habe sowohl dazu geführt, Wege der Koexistenz zu finden, als auch in kriegerischen Auseinandersetzungen resultiert. Er hebt mehrfach hervor, dass Dialog und Toleranz zu den Grundpfeilern islamischen Glaubens gehören (Bardakoğlu, 2008, 69-71). In Freitagspredigten zwischen 2002 und 2011 wurden Toleranz und Dialog, Religionsfreiheit und Menschenrechte als positive Werte verbreitet (Yilmaz/Barry, 2020, 10-11). Der Aufschwung von Dialogaktivitäten und Auseinandersetzungen mit Dialog-Konzepten fand auch außerhalb des Diyanet-Amtes, beispielsweise in akademischen Zirkeln, in lokalen religiös-zivilen Gruppen und NGOs sowie auf lokaler politischer Ebene statt. Insbesondere das religiös-zivile Bildungsnetzwerk des einflussreichen Predigers Fethullah Gülen (siehe unten) hat durch seinen Einsatz für den weltweiten interreligiösen Dialog eben diesen in der türkischen Bevölkerung populär gemacht.

Unter Bardakoğlus Nachfolger Mehmet Görmez, Präsident des Diyanet-Amtes von 2010 bis 2017, wurde die gesellschaftspolitische Funktion des Dialogs betont und zugleich die Formulierung Dialog zwischen den Religionen kritisch zurückgewiesen. Görmez interpretiert Dialog als Vermischung der Religionen. Auf einer Pressekonferenz im Mai 2013 verdeutlichte er, dass ein Dialog zwischen den Religionen nicht möglich sei, da zum einen Wahrheiten nicht verhandelbar seien und zum anderen Religionen nicht in die jeweils andere verwandelt werden könnten (https://www.youtube.com/watch?v=mvixTScLgBk). Ein Dialog sei nur zwischen Vertreter:innen von Religionen möglich und könne nur ein Austausch über weltliche Themen und deren Lösungen sein. Insbesondere kritisierte er, dass im Dialog Gemeinsamkeiten in den Religionen überbetont und Differenzen der Religionen zugunsten einer Nivellierung zentraler Glaubensgrundsätze ausgeblendet würden. Auch wies er den als Dialog gekleideten Austausch über genuin religiöse Fragen als Konversionsplattform entschieden zurück. Stattdessen betonte Görmez den allen Religionen innewohnenden Ansatz zu guten Taten, zu Friedensstiftung und Gerechtigkeit als Grund für den Austausch zwischen religiös ausgebildeten Menschen (Yilmaz/Barry, 2020, 7-10).

Der interreligiöse Dialog hat in der Türkei bereits von Beginn an Skeptiker:innen und entschiedene Gegner:innen hervorgerufen, die in den 2000er Jahren nie verstummt waren. Die Ablehnung wurzelt zum einen im christlich-katholischen Ursprung des Konzepts, weshalb Dialog als Mittel zur Verschleierung von christlichen Missionsaktivitäten verstanden wurde (Furat/Er, 2020, 371). Zum anderen wird den Dialogaktivist:innen das Argument entgegengehalten, dass die islamische Religion als letzte offenbarte Religion die einzig wahre und daher ein Dialog mit anderen abrahamitischen Religionen obsolet sei. Zugleich ist auch die Vorstellung populär, wonach der interreligiöse Dialog zu einer Verwischung der religiösen Grenzen führe und eine Art Reformislam oder „Dialogreligion“ hervorbringe. Die verbreitete Kritik am interreligiösen Dialog ist grundlegend mit dem Schicksal des Netzwerks des Predigers Fethullah Gülen verbunden. Mit dessen sukzessiver Kriminalisierung in der Türkei seit 2013 schwindet auch die Popularität des interreligiösen Dialogs. Immer stärker wird der interreligiöse Dialog als eine Erfindung von Fethullah Gülen mit dem Ziel der Erschaffung einer hybriden Religion zur Zersetzung der türkisch-muslimischen Nation betrachtet und entschieden abgelehnt (Yilmaz/Barry, 2020, 8-9). Das Diyanet-Amt hat sich mittlerweile diese Anschauung zu eigen gemacht, wie verschiedene Reden von Ali Erbaş, Präsident des Diyanet-Amtes seit 2017, zeigen (beispielsweise seine Rede auf einer Online-Konferenz im November 2020 in Kasachstan, https://t1p.de/diyanet). Zwar weist Erbaş den Begriff des interreligiösen Dialogs nachdrücklich zurück. Auch auf der Homepage des Diyanet-Amtes sind unter dem Begriff Diyalog keinerlei Hinweise zum Verständnis und zu Aktivitäten mehr zu finden. Doch wie aus anderen Reden von Erbaş wie z. B. auf dem 3. Gipfeltreffen der religiösen Führer der Muslime Afrikas vom Oktober 2019, hervorgeht, ist das Diyanet-Amt weiterhin aufgeschlossen gegenüber Zusammenarbeit und Verständigung mit anderen Religionsgemeinschaften (https://bit.ly/3UIDBYi).

Institutionell allerdings existiert die Abteilung Interreligiöser Dialog im Diyanet-Amt nicht mehr. Bereits im Jahre 2009 wurde der Aufgabenbereich um interkulturellen Dialog, handlungsorientierten Austausch und Kampf gegen den Missbrauch von Religion und Missionierung ausgeweitet und ihr Name wurde unter Streichung von Diyalog in Abteilung Interreligiöse Beziehungen (Dinlerarası ilişkiler) geändert. 2019 schließlich wurde die Abteilung aufgelöst und Teile ihres Aufgabenbereichs in die Hauptabteilung Sozial- und Kulturorientierte Religiöse Dienstleistungen (Sosyal ve Kültürel İçerikli Din Hizmetleri Daire Başkanlığı) übertragen (Furat/Er, 2020, 370-372).

Al-Azhar (Kairo / Ägypten)

Al-Azhar al-Sharif in Kairo (Ägypten) gehört zu den ältesten und renommiertesten religiösen Einrichtungen der Muslim:innen weltweit und ist seit 1961 eine staatliche Institution Ägyptens, die neben einer Volluniversität und einer Moschee auch mehrere Institute für islamisch-religiöse Ausbildungen in Primar- und Sekundarstufe sowie eine Akademie für islamische Untersuchungen umfasst. Im Dialog mit christlichen Kirchen ist die Azhar bereits seit langem engagiert. Schon für die ersten Dialog-Konferenzen in den 1930er Jahren entsandte die Azhar Delegierte, die in eigenen Beiträgen ein islamisches Verständnis vom Dialog der Religionen fundierten (Hamdan, 2014, 120-133). Al-Azhar etablierte in den 1990er Jahren das Permanent Committee of Al-Azhar al-Sharif for Dialogue among the Monotheistic Religions, das seit 1997 zweimal jährlich tagt. Der frühere Großscheich der Azhar, Muhammad Sayyid Tantawi (1996-2010), gehört zu den Unterzeichnern der Amman Message von 2004 (siehe unten). Bereits als Präsident der Azhar-Universität (2003-2010) hatte sein Nachfolger Ahmad Muhammad al-Tayyeb den offenen Brief A Common Word von 2007 (siehe unten) mitunterzeichnet.

Im offiziellen Dialog mit dem Vatikan steht die Azhar seit 1965 in Form von Gesprächstreffen und Briefverkehr. 1998 haben das Pontifical Council for interreligious Dialogue des Vatikans und das Dialogkomitee der Azhar ein Joint Committee for Dialogue etabliert. Das jährlich zusammenkommende Gremium (abwechselnd in Rom und Kairo) steht im Zeichen aktueller Entwicklungen, meist mit internationaler Relevanz, und verabschiedet am Ende ihrer Jahrestagungen gemeinsame Erklärungen (Görlach, 2007, 131-134). Von 2011 bis 2016 ruhte der Dialog allerdings. Papst Benedikt XVI., Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche von 2005 bis 2013, hatte nach Ausschreitungen gegen koptische Christ:innen in Alexandria Ende des Jahres 2010 mit über 20 Toten eine Rede gehalten, die Azhar als aggressiv, gegen den Islam gerichtet und nicht zuletzt als Einmischung in Ägyptens religiöse Lage bewertet hat (Hamdan 2014, 292-294). In der Folge wurde der Dialog mit dem Vatikan eingefroren und die Arbeit des Joint Committee for Dialogue wurde erst 2016 wieder aufgenommen. Diesem vorausgegangen war der Besuch des Großscheichs al-Tayyeb bei Papst Franziskus (seit 2013) im Vatikan. Hierbei sprachen sich die beiden Oberhäupter für den Einsatz von Religionsführern und Gläubigen für Frieden sowie für die Ablehnung von Gewalt und Terrorismus aus. Intensiv wurde auch die Lage der Christ:innen im Nahen Osten sowie deren Schutz angesichts der anhaltenden Konflikte besprochen. Al-Tayyeb begrüßt die Zusammenarbeit religiöser Institutionen wie z.B. bei einem Treffen mit dem diplomatischen Vertreter des Vatikans in Ägypten im Januar 2020 (https://de.qantara.de/content/scheich-der-al-azhar-wirbt-fuer-interreligioese-zusammenarbeit). Er betont, dass die Religionsgemeinschaften vor denselben Problemen stünden und daher eine allgemeine Strategie definiert werden müsse, bei der Menschlichkeit an oberster Stelle stehe. Das Engagement des Großscheichs al-Tayyeb im Dialog umfasst insbesondere die interreligiöse Friedensarbeit. Zeichen des wiederhergestellten guten Verhältnisses zwischen Azhar und Vatikan ist das umfassende Dokument über die Brüderlichkeit aller Menschen für ein friedliches Zusammenleben in der Welt, das 2019 von Papst Franziskus und al-Tayyeb unterzeichnet wurde.

Seit 2001 unterhält die Azhar mit der Anglikanischen Kirche (Anglian Communion) ein Joint Committee for Dialogue, das ebenfalls jährlich tagt (abwechselnd in Kairo und London). Das erste Treffen 2002 endete mit dem Agreement for Dialogue between the Anglican Communion and al-Azhar al-Sharif. Unter anderem erklärten die Unterzeichner, dass beide Seiten sich gegenseitig akzeptieren, um Frieden in der Welt zu erhalten, und bekundeten ihre Überzeugung, dass der direkte Dialog zu einer veränderten Wahrnehmung des jeweils anderen führe (https://nifcon.anglicancommunion.org/inter-faith-in-action/dialogues/al-azhar.aspx).

Auch auf nationaler Ebene ist die Azhar im Dialog mit der größten ägyptischen christlichen Gruppe, dem koptisch-orthodoxen Patriarchat. Insbesondere im Kinderschutz engagieren sich die beiden Institutionen gemeinschaftlich und handlungsorientiert. Die 2016 unterzeichnete Vereinbarung zum Schutz von Minderjährigen vor sexueller Gewalt und Verheiratung sowie Genitalverstümmelung geht über die Bekundung hinaus und sieht stetige Aufklärung von religiösen Akteur:innen vor.

Die Initiative A Common Word

Als im Herbst 2007 muslimische Würdenträger und Wissenschaftler den Offenen Brief der 138 Gelehrten mit dem Titel A Common Word between Us and You (www.acommonword.com) veröffentlichten, stieß er weltweit auf ein beispielloses Interesse. Inhaltlich setzt er sich aus theologischer, vor allem korantheologischer Sicht mit der Gottesliebe und der Nächstenliebe der Muslim:innen und Christ:innen auseinander und entwickelt aufbauend auf dem koranischen Vers „Ein Wort, das uns und Euch gemeinsam ist“ das Gebot des Dialogs.

Das Entstehen dieses Briefes wird häufig im Zusammenhang mit der Rede Papst Benedikts XVI. in Regensburg (2006) gesehen, die hohe Wellen schlug. Es reicht jedoch weiter, nicht nur auf konflikthafte verbale interreligiöse Auseinandersetzungen, zurück. Der 2004 als Amman Message publik gewordenen innermuslimischen Positionierung „zur gegenseitigen Anerkennung der unterschiedlichen Glaubensrichtungen und zur Stärkung gegenseitiger Solidarität“ (Eißler, 2009, 8) folgte im Jahr darauf die Amman Interfaith Message. Der kurz nach der Papstrede an den Papst gerichtete Brief der 38 Gelehrten sowie die Amman Interfaith Message enthalten schon die wichtigsten Ausführungen des späteren Offenen Briefes der 138 Gelehrten. Diesen Brief unterzeichneten unter der Federführung des jordanischen Prinzen Ghazi bin Muhammad 138 Würdenträger und Gelehrte aus Ägypten, Mauretanien, Bosnien, USA, Syrien, Türkei, Indonesien, Jemen und weiteren Ländern muslimischer Mehrheits- und Minderheitengesellschaften. Weitere hundert Muslim:innen mit Zugehörigkeit zu unterschiedlichen Rechtsschulen und Glaubensschulen unterzeichneten den Brief nach der Veröffentlichung, wodurch Anspruch auf Repräsentativität erhoben wird.

Letztendlich ging aus dieser Entwicklung auf muslimischer Seite und der überwiegend positiven Reaktion christlicher Kirchen und Einrichtungen die Initiative A Common Word hervor. Einhellig wird darauf verwiesen, dass dadurch ein neuer, proaktiver Kurs im christlich-islamischen Dialog eingeleitet wurde. Dieser Kreis organisiert seit seinem Entstehen zahlreiche Konferenzen, Seminare, Workshops, Fortbildungen und weitere Aktivitäten im weltweiten interreligiösen Dialog, fördert entsprechende Forschung und Publikationen, hat viele Reisen und Meetings inspiriert sowie das alle drei Jahre stattfindende Catholic-Muslim Forum begründet (▸ Katholische Akteure). Des Weiteren stand die Initiative Pate für die UN-Resolution zur World Interfaith Harmony Week, die seit 2011 die erste Februarwoche zur solchen erklärt. In diesem Zusammenhang finden alljährlich weltweit Veranstaltungen statt. Federführend in dieser Initiative wie auch schon in den Erklärungen und Briefen zuvor ist das Royal Aal al-Bayt Institute for Islamic Thought, das unter der Schirmherrschaft der jordanischen Königsfamilie steht.

2. Islamische Organisationen in Deutschland

Als Materialgrundlage dienen im Folgenden öffentliche Statements, Pressemitteilungen, Homepages und andere Publikationen von islamischen Organisationen in Deutschland, um das jeweilige Verhältnis zu Andersgläubigen und anderen Religionen zu bestimmen. Des Weiteren wurden die auf den Homepages veröffentlichten Freitagspredigten als Quelle herangezogen. Neben den Moscheeverbänden DITIB, VIKZ, IGMG, AMJ, IGBD, IGS und LIB wird aufgrund ihrer wichtigen Stellung im interreligiösen Dialog auch die Hizmet-/Gülen-Bewegung vorgestellt. Eine Reihe kleinerer Verbände, die im Rahmen des interreligiösen Dialogs bislang nicht nennenswert in Erscheinung getreten sind, finden hier keine Beachtung. Neben den Verbandsjugendorganisationen sind in der letzten Dekade einige unabhängige muslimische Jugendorganisationen entstanden, die sich auch als Partner im interreligiösen Dialog bewährt haben. Exemplarisch werden JUMA und der Bund Moslemischer Pfadfinder und Pfadfinderinnen (BMPPD) kurz porträtiert (für weitere muslimische Jugendorganisationen siehe RAA Berlin, 2019). Anschließend folgen die Zusammenschlüsse von Verbänden auf Bundesebene: Koordinationsrat der Muslime (KRM), Islamrat und Zentralrat der Muslime (ZDM).

Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e.V. (DITIB)

Die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e.V. (DITIB, Abkürzung für türk. Diyanet İşleri Türk İslam Birliği) ist ein sunnitischer Dachverband, der 1984 in Köln gegründet wurde und dem heute bundesweit um die 900 Moscheevereine in 14 Landesverbänden angehören. DITIB ist Gründungsmitglied des Koordinationsrats der Muslime in Deutschland e.V. (KRM,siehe unten).

Organisatorisch weist DITIB eine Doppelstruktur auf: Zum einen sind der Verband wie auch seine Mitgliedsvereine nach deutschem Vereinsrecht organisiert. Zum anderen hat DITIB organische Verbindungen zum türkischen Diyanet-Amt. Beispielsweise wird der Botschaftsrat für soziale und religiöse Angelegenheiten in der Botschaft der Türkei in Berlin gleichzeitig von der Mitgliederversammlung der DITIB zum Vorsitzenden gewählt. Das hauptamtliche religiöse Personal in DITIB-Mitgliedsmoscheen ist den Attachés für religiöse Dienste in den türkischen Konsulaten unterstellt (Yaşar, 2012). Die bestehenden Verbindungen der DITIB zum türkischen Diyanet-Amt führen in regelmäßigen Abständen zu kontroversen Debatten in der deutschen Öffentlichkeit. DITIB hat in den vergangenen Jahren ihre Bemühungen um Einrichtung des islamischen Religionsunterrichts in den Bundesländern (z.B. NRW, Hessen) und um Erlangung des Status einer Religionsgemeinschaft (z.B. in Hessen) verstärkt und tritt auch in ihrer Öffentlichkeitsarbeit (z.B. durch regelmäßige Pressemitteilungen) aktiv auf. Intern hat DITIB im letzten Jahrzehnt ihr akademisches Engagement in der Weiter- und Fortbildung ihres ehrenamtlichen und hauptamtlichen Personals in den Bereichen Seelsorge, Soziale Arbeit und Gemeindearbeit erheblich intensiviert (Akca, 2020).

Als größter islamischer Dachverband ist DITIB mit ihren zahlreichen Aktivitäten und Initiativen auf Gemeinde-, Landes- und Bundesebene in der Dialogarbeit präsent und eine verlässliche Partnerin. Eigene Initiativen sind beispielsweise der jährlich stattfindende Tag der offenen Moschee und regelmäßige Moscheeführungen für Nichtmuslim:innen in nahezu allen DITIB-Moscheen, interreligiöse Seminare und Vorträge, Einladungen zum gemeinsamen Fastenbrechen (Iftar) im Fastenmonat Ramadan mit Gästen aus verschiedenen Religionsgemeinschaften, Politik, Medien und Gesellschaft, das DITIB-eigene Qualifizierungsprojekt ProDialog@ditib (2009-2011) u.v.m. DITIB partizipiert an zivilgesellschaftlichen interreligiösen Initiativen (wie z.B. Runder Tisch der Religionen, Hessisches Forum für Religion und Gesellschaft u.a.) und wirkt an Kooperationsprojekten wie z.B. am Begegnungsprojekt Weißt Du, wer ich bin? (http://weisstduwerichbin.de, seit 2004) mit. Hinzu kommt die Mitarbeit an zahlreichen lokalen und bundesweiten christlich-islamischen Initiativen wie z.B. an christlich-islamischen Schulgottesdiensten, an der Christlich-Muslimischen Friedensinitiative Deutschland (CMFD), an lokalen Arbeitsgruppen und Gesprächskreisen, öffentlichen interreligiösen Veranstaltungen u.v.m. Zunehmend sind handlungsorientierte Dialoginitiativen zu beobachten wie z.B. die interreligiöse Zusammenarbeit in der Flüchtlingshilfe, in der Friedensarbeit, im Umweltschutz, in der Demokratieentwicklung u.w.

Um den interreligiösen Dialog zu koordinieren, ist auf der Bundesebene bereits 1999 die Abteilung für interreligiösen Dialog und Forschung entstanden, die später in Abteilung für interkulturelle und interreligiöse Zusammenarbeit umbenannt wurde und mittlerweile in der Abteilung für Gesellschaft und Institutionelle Zusammenarbeit aufgegangen ist. Das Gesicht des Dialogs der DITIB war jahrelang Bekir Alboğa, der vom Imam der so genannten Offenen Moschee, derYavuz-Sultan-Selim-Moschee in Mannheim (Alboğa, 2011, 228ff), Anfang der 1990er Jahre schließlich zum Dialogbeauftragten der DITIB wurde. 2012 ist ihm Rafet Öztürk im Amt gefolgt. Von den Landesbeauftragten für interreligiöse und interkulturelle Zusammenarbeit, die 2009 für die Koordinierung der Dialogarbeit der jeweiligen Landesverbände und der Mitgliedsgemeinden beauftragt worden waren, sind lediglich vereinzelte Beauftragte noch weiter in dieser Funktion aktiv. In den meisten örtlichen Moscheegemeinden der DITIB gibt es dagegen ehrenamtliche Dialogbeauftragte aus den eigenen Gemeinden. Schon seit zwei Jahrzehnten verfolgt DITIB in der Dialogarbeit eine Professionalisierungspolitik und hat über 1500 ehrenamtliche Multiplikator:innen aus den Gemeinden selbst als Ansprechpartner:innen für staatliche Institutionen wie Schulen, Behörden und Beratungseinrichtungen, Vertreter:innen anderer Religionen und der Mehrheitsgesellschaft ausgebildet.

DITIB verfolgt insgesamt eine dialogoffene Haltung. Auf der Homepage heißt es: „Die Türkisch Islamische Union der Anstalt für Religion e.V. legt großen Wert auf die Werte, die für den Islam von großer Bedeutung sind und die auch als universelle Werte geschätzt werden. Diese sind Prinzipien wie Respekt vor Menschen mit anderen religiösen und weltanschaulichen Ansichten, der Dialog und die Toleranz.“ (www.ditib.de).

DITIB bindet diese Haltung an die schon bei der Genese des Islams essenziell gewordene Begegnung mit Angehörigen anderer Religionen zurück und stellt seine Positionierung somit in die koranisch abgesicherte Prophetentradition: „Unsere Geschichte ist voll mit Beispielen des Zusammenlebens von Angehörigen unterschiedlicher Kulturen. Dies ging so weit, dass unser geliebter Prophet kranke Personen besuchte – ohne Rücksicht auf ihre unterschiedlichen religiösen Ansichten und ethnischen Identitäten. Der Prophet versagte ihnen seine materielle und spirituelle Unterstützung nicht. Der Prophet aß zusammen mit ihnen und teilte seinen Esstisch. Er teilte sein Brot und sein Essen mit ihnen. Besonders mit der Auswanderung nach Medina bildete der Prophet beispielhafte Kontakte. Der Prophet schloss Vereinbarungen mit Juden und Christen ab. Zum Thema Glaubensfreiheit hat er die Rechtssicherheit für die Existenz aller Gotteshäuser gewährleistet – ebenso die dortigen religiösen Riten“ (Freitagspredigt vom 25.09.2020, https://www.ditib.de/detail_predigt1.php?id=539&lang=de).

Die Glaubensfreiheit wird zugleich an den ethischen Auftrag des Islams gebunden, durch Toleranz und Respekt den Frieden im gesellschaftlichen Leben aufrechtzuerhalten:: „‚Toleranz‘, auch ‚Nachsichtigkeit‘ genannt, ist eine Tugend, die von Liebe inspiriert wird und durch den eigenen Willen und durch die eigene Wahl einer Person zustande kommt. […] Eine der wichtigsten ethischen Tugenden des Islams ist es, Toleranz und Nachsichtigkeit walten zu lassen. In der Familie, in der Nachbarschaft, in der Schule, am Arbeitsplatz, kurzum überall wo zwischenmenschliche Kommunikation stattfindet, brauchen wir Toleranz und Nachsichtigkeit. […] Die Gesellschaft ist nur soweit von Frieden und Wohl umhüllt, wie die einzelnen Individuen in der Gesellschaft sich an diese Prinzipien halten und sich gegenseitig lieben, respektieren, tolerieren, vergeben und einander nachsichtig sind“ (Freitagspredigt vom 30.03.2018, https://www.ditib.de/detail_predigt1.php?id=399&lang=de).

Eine eigene Analyse der wöchentlichen Freitagspredigten 2009 bis 2022, die auf der Homepage des Verbandes eingesehen werden können, zeigt, dass den Themen Toleranz, Respekt, Ethik des Zusammenlebens und gesellschaftlicher Frieden im Kontext des Verhältnisses des Islams zu anderen Religionen bzw. des Verhältnisses der Muslim:innen zu Gläubigen anderer Religionen jährlich in etwa zwei bis drei Freitagspredigten separat Raum gegeben wird. Dabei wird explizit religiöse Toleranz zwischen Andersglaubenden thematisiert, es werden die Abkehr von Streit und Unfrieden als koranisches Gebot, das friedliche Miteinander mit Anhänger:innen anderer Religionen als gesellschaftliche Verpflichtung und der Respekt vor dem Glauben und Handeln anderer als Grundvoraussetzung für die Einhaltung der Menschenrechte gepredigt (z.B. Freitagspredigt vom 25.09.2020, Freitagspredigt vom 30.03.2018). Einer weiteren qualitativen Studien zufolge widmen sich 7 % der Freitagspredigten zw. 2011 und 2019 explizit interreligiösen Beziehungen und der Integration, zugleich wird Miteinander, Toleranz und Respekt in ca. 16 % der Predigten angesprochen (Carol/Hofheinz, 2021, 13-14).

Die explizit kritische Haltung zum interreligiösen Dialog des Diyanet-Amtes ist innerhalb der DITIB nicht zu beobachten. Dies liegt zum einen an den gewachsenen guten Beziehungen zwischen den Moscheegemeinden und den christlichen Partner:innen in Deutschland. Zum anderen sind im interreligiösen Dialog insbesondere junge Muslim:innen engagiert, für die Kontakte zu Christ:innen und Kirchen eine andere Selbstverständlichkeit haben als unter den Voraussetzungen in der Türkei. Zwar gab es nach den politischen Entwicklungen in der Türkei im Jahre 2016 eine durchaus angespannte und mancherorts auch schwierige Situation im Dialog zwischen DITIB-Moscheen und christlichen Akteur:innen wie z.B. in Nürnberg. Abbrüche von Kontakten sind die Ausnahme. Es ist jedoch weiterhin kaum möglich, dass DITIB-Vertreter:innen mit Anhänger:innen der Hizmet/Gülen-Bewegung im interreligiösen Dialog an einem Tisch sitzen. Nach wie vor ist die kommunale Situation vor Ort ausschlaggebend, wie Kontakte und Dialoge von DITIB-Moscheegemeinden gelingen. Auch die der DITIB angeschlossenen Verbünde wie der Bund der muslimischen Jugend (BDMJ) oder der Bund der muslimischen Frauen (BDMF) werden in der Regel als kontaktfreudig und dialogoffen erlebt.

Verband islamischer Kulturzentren e.V. (VIKZ)

Der Verband islamischer Kulturzentren e.V. (VIKZ) wurde 1973 in Köln gegründet (Jonker, 2002). Ihm sind gegenwärtig bundesweit etwa 300 Moscheen/Kultur- und Bildungsvereine in elf Landesverbänden angeschlossen. Er betreibt außerdem 22 Wohnheime für Jugendliche: fünf Mädchen- und 17 Jungenwohnheime, die von einem lokalen Moscheeverein getragen werden. In diesen Wohnheimen wohnen türkisch-muslimische Schüler bzw. Schülerinnen unter der Woche und besuchen dabei eine öffentliche Schule (Boos-Nünning, 2010). Es handelt sich beim VIKZ um eine sunnitische Organisation mit starken sufisch-mystischen Anteilen. Der VIKZ ist der älteste islamische Dachverband in Deutschland und ist Gründungsmitglied des Islamrats (ausgeschieden 1988, siehe unten) sowie des Koordinationsrats der Muslime in Deutschland e.V. (KRM, siehe unten).

Der Verband ist vor allem in der religiösen Bildung führend, für deren didaktische und religionspädagogische Entwicklung er sich seit Jahren engagiert. Im VIKZ ist eine tiefverwurzelte Tradition muslimischer Ordensreligiosität sowie einer neueren Koranbildungsbewegung lebendig. Unter den muslimischen Arbeitsmigrant:innen aus der Türkei, die die ersten Gebetsräume in den 1960ern und 1970ern herrichteten, waren häufig Menschen, die entweder direkt oder indirekt durch die Schule des muslimischen Gelehrten Süleyman Hilmi Tunahan (1888-1959) gegangen waren. Dieser war Angehöriger eines weitverzweigten internationalen muslimischen Ordens, der Naqschibandiyya. Sein Verdienst war es, unter den religiös schwierigen Bedingungen der frühen türkischen Republik die Lehren des Ordens in eine Laiengemeinschaft zu überführen, die nach dessen juristischem Verbot auch unter laizistischen Bedingungen weiterexistieren konnte. Angehörige dieser Bewegung zeichnen sich durch umfassende islamische Bildung nach hanafitischer Lehre, durch Verinnerlichung islamischer Tugenden, Verbreitung religiösen Wissens und durch eine tiefe Frömmigkeit und Spiritualität aus. Eine Vorreiterrolle kommt dem Umstand zu, dass Tunahan Mädchen und Frauen gleichberechtigt neben Jungen und Männern unterrichtete (Jonker, 2002, 69-70). Die um die Mitte des 20. Jahrhunderts begonnene Frauenbildung wurde auch in Deutschland weitergeführt, so dass VIKZ-Moscheen in der Regel über weibliches und männliches religiöses Personal verfügen.

Der VIKZ hat seit der Jahrtausendwende sein Engagement im Bildungsbereich um nichtreligiöse Bildung erweitert: Der Verband identifiziert in der schulischen und der daraus folgenden beruflichen Lage hiesiger türkischer Muslim:innen erhebliche Defizite, für deren Abhilfe das Wohnheimwesen sorgen soll. Gerade in den Wohnheimen spielt der interreligiöse Dialog eine Rolle: Die Wohnheimverantwortlichen haben explizit das Erziehungsziel „weltanschauliche Toleranz“ in ihren pädagogischen Konzepten formuliert, dessen Inhalte und Formen als interreligiöser und interkultureller Dialog verstanden werden (Boos-Nünning, 2010, 47). Dazu gehört der Austausch mit Angehörigen anderer Religionsgemeinschaften wie z.B. durch den Besuch religiöser Räume, die Ausrichtung von Sportwettkämpfen oder Stadtteilspaziergängen (ebd.; Schmid/Akca/Barwig, 2008, 87).

Der Verband kooperiert bereits seit langem mit verschiedenen christlichen und interreligiösen Initiativen: Seit 2004 wirkt der Verband im Projekt Weißt du, wer ich bin? (https://www.weisstduwerichbin.de) mit. Jugendgruppen des Verbandes waren von 2015 bis 2019 Kooperationspartner im Projekt Junge Muslime als Partner – FÜR Dialog und Kooperation! GEGEN Diskriminierung! (gefördert als Modellprojekt im Rahmen des Bundesprogramms Demokratie leben, siehe www.aej.de). Der Verband arbeitet auch in der Christlich-Muslimischen Friedensinitiative Deutschland (CMFD) mit und wirbt für die Fortbildung zu Friedensboten und Friedensbotinnen (2021-2022). Die Moscheegemeinden des VIKZ wirken in lokalen Arbeitsgruppen, Abendgebetsgruppen, Gesprächskreisen u.ä. mit und öffnen regelmäßig ihre Türen explizit für Nichtmuslim:innen wie z.B. am Tag der offenen Moschee oder an den zwei- bis dreimal jährlich veranstalteten Moscheefesten (Kermes). Die Gemeinden laden regelmäßig Gäste aus christlichen und jüdischen Religionsgemeinschaften zum Fastenbrechen (Iftar) im Fastenmonat Ramadan ein. Theologen und Theologinnen nehmen des Weiteren an lokalen christlich-islamischen Gesprächskreisen teil. Der VIKZ bietet in seinem verbandseigenem Ausbildungsprogramm in islamischer Theologie in Köln auch interreligiöse und interkulturelle Fortbildungsangebote für Imame an.

In seinen Pressemitteilungen nimmt der Verband regelmäßig Stellung zum gesellschaftlichen Zusammenhalt und Solidarität, gegen Terror und Gewalt. Insgesamt dominiert in der Verhältnisbestimmung zu anderen Religionen der Respekt vor dem Glauben und der Glaubenspraxis anderer. Mehmet Duran, Präsident des VIKZ von 2014 bis 2017, betonte in einer Pressemitteilung, dass der VIKZ die gesellschaftliche Pluralität nicht als Bedrohung, sondern als Bereicherung auffasse (www.vikz.de). Sein Nachfolger Ali Yılmaz unterstrich in einer Rede 2019, dass alle gesellschaftlichen Akteur:innen gemeinsam aufgefordert sind, den Zusammenhalt der Gesellschaft zu stärken und sich für das friedliche Miteinander einzusetzen. Hierfür sei gegenseitiger Respekt und Solidarität unabdingbar. Laut der Homepage des Verbandes verfolgt der VIKZ „gemäß seinem Selbstverständnis [..] folgende Grundsätze: Der Verband setzt sich für das Gemeinwohl ein und fördert das friedliche Zusammenleben von Menschen mit unterschiedlicher religiöser und ethnischer Abstammung. Dabei ist gegenseitige Achtung, Respekt und Toleranz jedem Menschen gegenüber sehr wichtig. Jeder kann die Vereinsangebote des VIKZ in Anspruch nehmen, unabhängig von religiöser, ethnischer und sozialer Herkunft. Das Leitbild des Verbandes orientiert sich am Gesandten Muhammed (a.s.), der sprach: ‚Der beste Mensch ist derjenige, der anderen Menschen nützlich ist.‘“ (www.vikz.de).

Innerhalb der Organisation gibt es keine spezielle Abteilung o.ä. für den interreligiösen Dialog. Entsprechende Anfragen werden von der Abteilung für Öffentlichkeit angenommen. Auch auf regionaler und lokaler Ebene ist der Vereinssprecher der Ansprechpartner für den lokalen Dialog.

Islamische Gemeinschaft Millî Görüş e.V. (IGMG)

Die ältesten Vereinigungen aus dem Spektrum der türkischen Millî Görüş-Bewegung wurden in Deutschland schon Anfang der 1970er Jahre von türkischen Arbeitsmigrant:innen gegründet (Schiffauer, 2010). Nach mehreren Vorläufer-Organisationen besteht der Dachverband Islamische Gemeinschaft Millî Görüş e.V. (IGMG) seit 1995. Es handelt sich bei der IGMG um eine islamisch-sunnitische Organisation, der 324 lokale Moscheegemeinden angehören, die in 15 Regionalverbänden organisiert sind. Alle Organisationsformen sind nach deutschem Vereinsrecht eingetragene Vereine. Die IGMG ist Mitglied im Islamrat (siehe unten) und über diesen auch im Koordinationsrats der Muslime in Deutschland e.V. (siehe unten) vertreten.

IGMG ist Teil der türkischen Millî Görüş-Bewegung. Es handelt sich dabei um eine politisch-religiöse Bewegung, die Ende der 1960er Jahre durch den Maschinenbau-Professor, Unternehmer und Politiker Necmettin Erbakan (1926-2011) in der Türkei begründet wurde. In seinem politischen Buch Millî Görüş (1975, in etwa: Nationale Anschauung) legte Erbakan seinerzeit dar, wie durch die Rückbesinnung auf die islamische Tradition – im Gegensatz zum liberalen Kapitalismus des Westens und zum egalitären Kommunismus des Ostens – eine islamisch fundierte gesellschaftliche und staatliche Ordnung installiert werden könne, die Gerechtigkeit und Wohlstand garantiere. Daraus erwuchs in der Türkei eine politische Partei, die für den Islam eine weitaus größere Ordnungsfunktion für Staat und Gesellschaft vorsah als die laizistische Türkei billigte. Teilweise sollte die Religion auch als einziges Maß gelten. In der Türkei war die Bewegung mit Parteiverboten, der massiven Behinderungen der politischen Arbeit und der Verweigerung von religiösen Rechten in der Öffentlichkeit (z.B. Studium von Frauen mit Kopftuch) konfrontiert, war aber auch an diversen Regierungen beteiligt (1975-1978; 1996-1997). Die türkische Regierungspartei AKP (Adalet ve Kalkınma Partisi – Partei für Gerechtigkeit und Aufschwung, seit 2002) hat ihren Ursprung ebenfalls in der Millî Görüş-Bewegung.

In Deutschland stellt der Verband als Moscheebewegung großflächig religiöse Dienstleistungen bereit und bringt sich aktiv in die Öffentlichkeit ein. Ihr ist insbesondere der Kampf gegen antimuslimischen Rassismus und für gleiche Rechte von Muslim:innen wichtig. Die IGMG pflegt auch eine starke transnationale Ausrichtung mit einer globalislamischen Perspektive jenseits von national-ethnischen Engführungen und ist in der weltweiten Wohlfahrt engagiert. So thematisiert sie häufig die Lage in Palästina, der Uiguren und anderer Muslim:innen beispielsweise durch Solidaritätsveranstaltungen, Spendensammlung für Naturkatastrophen-Opfer z.B. in Pakistan u.w. In ihrer verbandseigenen türkischsprachigen Monatszeitschrift IGMG-Perspektif werden neben Dauerthemen wie Islamfeindlichkeit auch andere aktuelle Herausforderungen aufgegriffen wie z.B. globale Ressourcenknappheit oder Armut in Europa.

Die IGMG steht in Deutschland unter der Beobachtung einiger Verfassungsschutzämter der Länder und auch des Bundes. Sie wird hier in der Regel unter der Kategorie legalistischer Islamismus geführt und als eine Organisation angesehen, die „die Überwindung aller ‚nichtigen‘ Ordnungen durch die ‚gerechte‘ islamische Ordnung“ (Verfassungsschutzbericht BW, 2021, 133) anstrebe (vgl. auch ▸Zivilcourage und aktive Toleranz – Auseinandersetzung mit extremistischen Einstellungen). Als Quelle für diese Einordung dienen den Ämtern neben den Schriften und Reden von Erbakan und Politiker:innen aus dem Millî Görüş-Spektrum in der Türkei auch Aussagen und Kommentare der türkischsprachigen Tageszeitung Millî Gazete, die als Sprachrohr der Bewegung angesehen wird. In dieser Zeitung kommen regelmäßig antiwestliche, antisemitische, antizionistische, und antichristliche Haltungen zum Ausdruck. Die nach wie vor anhaltende Ehrerweisung für Erbakan in IGMG-Kreisen, die insbesondere nach dessen Tod im Jahre 2011 Auftrieb erhalten hat, dient den Verfassungsschutzämtern als Beweis dafür, dass die IGMG weiterhin am dualistischen Weltbild Erbakans festhalte und alle seine Äußerungen, insbesondere zu Israel, unkritisch übernehme. Dass die IGMG auf antimuslimischen Rassismus aufmerksam macht und Islamfeindlichkeit anprangert, wird ihr zudem negativ ausgelegt. Auch dass sie sich nicht gegen die als islamkonform angesehenen Bekleidungsvorschriften für Frauen ausspricht, wird als antimodern interpretiert (Verfassungsschutzbericht BW, 2021, 131-134). Von der hetzerischen Haltung zu Israel, respektive Antisemitismus, in der Millî Gazete distanzierte sich die IGMG-Führung öffentlich sowie auch intern (Schiffauer, 2010, 126). In Anbetracht der ideellen und personellen Verbindungen und Verflechtungen der IGMG innerhalb der türkischen Millî-Görüş-Bewegung halten manche Verfassungsschutzämter die stetigen Beteuerungen der Grundgesetztreue, der Achtung der Menschenrechte und der demokratischen Ordnung in Deutschland durch die IGMG für nicht glaubhaft (Verfassungsschutzbericht BW, 2021, 131-134). Die IGMG-Führung geht seit Jahren gegen die Bewertungen in den Verfassungsschutzberichten gerichtlich vor, zum Teil auch mit Erfolg, da diese für die lokalen Moscheegemeinden und deren Reputation weitreichende Folgen haben.

Innerhalb der Bewegung sind antichristliche und antijüdische Geschichts- und Weltbilder durchaus verbreitet. Durch die starke Palästina-Solidarität verschwimmen zudem die Grenzen zwischen Kritik an israelischem Regierungshandeln und hetzerischem Antisemitismus. Allerdings hat sich die IGMG-Führung bereits vor über einem Jahrzehnt gegen diese Bilder gewendet und deutlich gemacht, dass sie nicht vereinbar mit der Ethik des Islams und der Menschenliebe seien (Schiffauer, 2010, 126). Gegen ein „religiös verbrämtes, unversöhnliches Freund/Feinddenken“ erinnert sie an eine „Orientierung an Barmherzigkeit, Brüderlichkeit und [an das] Bemühen, auf alle Gesellschaftsschichten zuzugehen“ (Schiffauer, 2010, 226f). Kemal Ergün, Vorsitzender der IGMG seit 2011, sagte in einer Pressemitteilung zum internationalen Tag der Toleranz 2018, dass „Werte wie Menschlichkeit und Barmherzigkeit mit Inhalt“ gefüllt werden müssen und dass hierfür „mehr interreligiöser und interkultureller Austausch“ notwendig sei (https://www.igmg.org/zum-internationalen-tag-der-toleranz/). Konsequenterweise bekennt sich die IGMG auf ihrer Homepage zum dialogischen Miteinander mit Angehörigen anderer Religionen und versteht diese handlungsorientiert insbesondere im Sinne guter nachbarschaftlicher Beziehungen und persönlicher Kontakte (https://www.igmg.org/neunte-jahreshauptversammlung-der-igmg/). In ihrer Selbstdarstellung betont sie, dass Mitglieder der IGMG Beziehungen zu ihren Herkunftsländern pflegen und zugleich sich „als fester und dauerhafter Teil der hiesigen Gesellschaft“ verstehen. Sich für gesellschaftliche Harmonie und Wohlfahrt einzusetzen, sei ureigenes Interesse der IGMG (https://www.igmg.org/selbstdarstellung/). Selbstkritisch merkte Ali Mete, Bundesvorstandsmitglied und Generalsekretär der IGMG seit 2022, bereits im Jahre 2009 als Redakteur der Zeitschrift IGMG-Perspektif an, dass eine verstärkte Bemühung hin zu einer Normalisierung der Beziehungen zwischen Muslim:innen und Christ:innen notwendig sei: „Dies kann aber nur geschehen, wenn sich Muslime bemühen, sich neben den eigenen religiösen Bedürfnissen auch der Nöte der Gesamtgesellschaft anzunehmen und dies von der Mehrheitsgesellschaft ernsthaft erwünscht und akzeptiert wird“ (Mete, 2009, 33).

Grundsätzlich vertreten die IGMG-Führung sowie Landes- und Lokalvorstände eine dialogoffene Haltung. Regelmäßig geht der Bundesvorstand in Pressemitteilungen auf das Verhältnis zu anderen Religionsgemeinschaften ein, spricht sich für Respekt und Toleranz aus, und verurteilt islamistische Anschläge. Eine Durchsicht der auf der Homepage veröffentlichten Freitagspredigten seit 2009 zeigt, dass jährlich etwa ein bis zwei Freitagspredigten der guten nachbarschaftlichen Beziehung mit Andersgläubigen gewidmet sind. In diesen Predigten wird der Respekt vor der Religion, dem Glauben und den Gotteshäusern der Andersgläubigen sowie explizit auch das dialogische Miteinander als Gebot der Menschlichkeit auf Grundlage von Koran und des Handelns des Propheten Muhammad ausgeführt. Hingewiesen wird auf das vorbildhafte Handeln des Propheten, der Christ:innen empfangen und bewirtet habe oder Fleisch vom Opferfest zuerst an jüdische Nachbar:innen verteilen ließ. Beispielhaft sei hier auf die Freitagspredigten vom 03.02.2022 Die Rechte der Nachbarn, vom 26.12.2019 Neujahr oder auch 21.05.2021 Der Schutz von Gotteshäusern verwiesen. Im Allgemeinen wird das Zusammenleben in heterogenen, religiös pluralistischen Gesellschaften zwar als Herausforderung für die eigene Identität aufgefasst. Doch stets wird auf die Notwendigkeit eines friedlichen Zusammenlebens durch gegenseitigen Respekt verwiesen und als Chance gesehen, um mit Menschen unterschiedlicher Religionszugehörigkeiten zum Nutzen aller zusammenzuarbeiten.

Die Beobachtung durch einige Landes-Verfassungsschutzämter beeinflusst die Dialogarbeit der IGMG negativ, da dadurch Unsicherheiten auf Seiten potenzieller Dialogpartner:innen schwer zu begegnen sind. Trotzdem kann die IGMG auf langjähriges Dialogengagement zurückblicken: Auf Bundesebene ist sie Gründungsmitglied der Christlich-Islamischen Friedensinitiative Deutschland (CMFD) und bereits seit 2004 kooperierende Partnerin im Projekt: Weißt du, wer ich bin? (https://www.weisstduwerichbin.de). Im Rahmen dieses Projektes ist die Partizipation der Frauenorganisation der IGMG bei der Ausbildung von muslimischen und katholischen Frauen als Kulturmittlerinnen erstmals von 2017 bis 2019 zu erwähnen, die unter dem Motto Grenzen überwinden – Gemeinsam lernen – Miteinander gestalten durchgeführt wurde. Auf lokaler Ebene beteiligen sich IGMG-Moscheegemeinden ebenfalls seit langem an christlich-muslimischen Gesprächskreisen mit unterschiedlichem Grad an Engagement, laden zum Tag der offenen Moschee ein, zu Moscheefesten (Kermes), Tee in der Moschee und zu anderen Begegnungsmöglichkeiten und Austauschformaten. Moscheebesuche und -führungen außerhalb dieser Tage sind in der Regel ebenfalls möglich.

Auf Bundesebene ist mittlerweile das Referat für interreligiöse Begegnung und Zusammenarbeit der IGMG und des Islamrats eingerichtet worden, das von Dunya Elemenler geleitet wird. Die Referentin ist auch persönlich sehr engagiert im interreligiösem Dialog. Das Referat ist für die Beratung und Förderung von Moscheegemeinden im Bereich des interreligiösen Dialogs auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene zuständig. Es werden Schulungen für Vertreter:innen von Moscheegemeinden durchgeführt. Auf lokaler Ebene haben Moscheegemeinden häufig Ansprechpartner:innen für Öffentlichkeit und Begegnung ausgewiesen.

Ahmadiyya Muslim Jamaat e.V. (AMJ)

Die Ahmadiyya Muslim Jamaat e.V. (AMJ) wurde 1949 gegründet und vereint in der Dachorganisation etwa 255 Gemeinden. 2013 hat die AMJ als erste muslimische Organisation den Status einer Körperschaft des öffentlichen Rechts (KdöR) in Hessen erhalten, 2014 folgte die Zuerkennung in Hamburg. Die Bewegung geht auf das Auftreten von Mirza Ghulam Ahmad (1835-1908) in Qadian/Indien zurück, der von Anhänger:innen als „verheißener Reformer der Endzeit“ und damit sowohl als „geistige Wiederkunft Jesus“ als auch „Imam Mahdi“ angesehen wird, „der die Welt durch sein Wirken innerhalb von 300 Jahren nach seinem Erscheinen zum Frieden führen wird“ (https://ahmadiyya.de/ahmadiyya/der-verheisene-messias-as/). Die erste Ahmadi-Gemeinde in Deutschland kam bereits in den 1920er Jahren in Berlin zusammen, wo sie die älteste heute noch erhaltene Wilmersdorfer Moschee erbauen ließ, die 1928 eröffnet wurde (Jonker, 2016).

Die Gemeinschaft beruft sich auf Koran und Sunna und steht im Wesentlichen in der Tradition sunnitischer Lehre. Durch den Erneuerungsanspruch von Ahmad sind aber auch essenzielle Unterschiede zur schiitischen und sunnitischen Lehre entstanden: So wird etwa die Vorstellung, dass Ahmad der verheißene Mahdi/Messias sei, von anderen Muslim:innen kritisch gesehen oder entschieden abgelehnt. In Pakistan sind Anhänger:innen seit den 1970er Jahren starken Verfolgungen ausgesetzt, beispielsweise gelten sie per Gesetz als Nichtmuslim:innen, was mit großen Nachteilen verbunden ist. Auch gibt es weltweit Anschläge auf ihre Gebetsstätten und auf Gläubige. Das Zentrum der Gemeinschaft befindet sich daher seit Mitte der 1980er Jahre in London, wo auch das derzeitige Oberhaupt, Khalif Mirza Masroor Ahmad, residiert.

Das Motto dieser weltweit verbreiteten Reformbewegung ist: „Love for All, Hatred for None“ (Liebe für alle, Hass für keinen). Begründet wird diese Haltung mit Gemeinsamkeiten in den Werten der Religionen, „die, wenn sie mit Leben erfüllt werden, Frieden und Freundschaften hervorbringen können.“ Die „unterschiedliche[n] Vorstellungen von Moral und sozialem Verhalten“ seien „keineswegs von so schwerwiegender Gegensätzlichkeit, dass sie, ob in Deutschland oder anderswo, Feindschaft hervorrufen müssten“ (https://ahmadiyya.de/ahmadiyya/die-ahmadiyya-muslim-jamaat-in-deutschland/muslime-in-%20deutschland/). Die Gemeinschaft beruft sich auf die koranische Offenbarung, dass Gott die Menschen unterschiedlich geschaffen habe, damit sie einander kennen lernen. Die Vielfalt diene dazu, „die Schönheit des jeweils anderen schätzen und genießen zu lernen. Deswegen sagt Allah im Heiligen Koran, dass die Menschen miteinander in Gutem wetteifern sollen.“ (ebd.)

Diese Vorstellungen prädestinieren die AMJ für den interreligiösen Dialog, in den sie sich auch immer stärker einbringt: So organisieren lokale Gemeinden Friedenskonferenzen, in denen der Islam und – durch christliche Vertreter:innen – das Christentum vorgestellt werden. Als Beitrag zum Dialog und zur Verständigung zeigen sie zudem wechselnde Ausstellungen zum Islam und Vorträge über den Propheten Muhammad sowie zu kontroversen Themen wie Staat, Scharia, Frauen und anderes. Die AMJ reagiert auf Anfragen christlich-islamischer Dialoggruppen und christlicher Kirchen zur Zusammenarbeit und Treffen positiv, beteiligt sich auch rege an lokalen Dialogkreisen, begeht zusammen mit anderen religiösen Gemeinschaften regelmäßig den Tag der Religionsstifter oder nimmt an interreligiösen lokalen Umweltschutz- und Baumpflanzaktionen teil. In der Regel ist ihre Teilhabe zusammen mit anderen muslimischen Gruppen auf lokaler Ebene unproblematisch, auf Landes- und Bundesebene gibt es durchaus Widerstand von anderen muslimischen Gruppen. Die AMJ beteiligt sich am Tag der offenen Moschee und lädt regelmäßig zu Moscheeführungen ein. Alljährlich organisiert sie als Dialogaktion den Neujahrsputz. Lokale Gruppen und verschiedene Abteilungen der AMJ auf Bundes und Landesebene sind Mitglied in interreligiösen Netzwerken wie im Rat der Religionen Frankfurt, im Hessischen Forum für Religion und Gesellschaft (HFRG), im Interreligiösen Frauennetzwerk Hamburg und anderen. Vertreter:innen der AMJ werden auch zur Deutschen Islam Konferenz und zu den Runden Tischen Islam, die als Konsultationsgremium einzelner Bundeländer wie Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz fungieren, eingeladen.

In der Organisationsstruktur gibt es auf Bundes- und Gemeindeebene in jeder Organisationseinheit (Männer, Frauen, Jugend) die Abteilung Interreligiöser Dialog bzw. Sekretariat für Interreligiöses, das interreligiöse Veranstaltungen organisiert und koordiniert. Für externe Anfragen ist allerdings der jeweilige Gemeindevorsitzende zuständig.

Islamische Gemeinschaft der Bosniaken in Deutschland e.V. (IGBD)

Die Islamische Gemeinschaft der Bosniaken in Deutschland – Zentralrat e.V. (Islamska zajednica Bošnjaka u Njemačkoj – Mešihat, IZBNJ), unter der Abkürzung IGBD bekannt, wurde 1994 als Verband islamischer Gemeinden der Bosniaken e.V. (VIGB) gegründet. Die IGBD ist ein sunnitischer Verband, der mit Rijaset I.Z., dem höchsten Organ der Islamischen Gemeinschaft in Bosnien und Herzegowina, verbunden ist und dessen Oberhaupt (Reisu-l-ulema) als geistliches Oberhaupt ansieht. 77 Mitgliedsgemeinden in fünf Landesverbänden sind dem Bundesverband mittlerweile angeschlossen. Bis 2011 war der Präsident des Verbandes auch gleichzeitig der religiöse Führer (oberster Mufti). Mittlerweile steht dem Präsidenten der IGBD ein religiöses Oberhaupt zur Seite. Diese Struktur der religiösen und zivilen Führung gibt es auch auf Landesebene, wo es neben dem Landesvorsitzenden so genannte Hauptimame gibt, die die Arbeit der Imame der Gemeinden koordinieren und allgemein für die religiösen Belange zuständig sind. Die IGBD ist assoziiertes Mitglied des Zentralrats der Muslime e.V. (ZMD). Die eigenständige Mitgliedschaft der IGBD im Koordinationsrat der Muslime in Deutschland e.V. (KRM) ist beabsichtigt, doch gestaltet sich die interne Abstimmung noch schwierig.

Die IGBD ist aus der Initiative lokaler Moscheegemeinden hervorgegangen, die zunächst durch muslimische Arbeitsmigrant:innen aus Bosnien, respektive aus ganz Ex-Jugoslawien, gegründet wurden. Durch die stark angewachsene Zahl der muslimischen Flüchtlinge und Vertriebenen während der Balkankriege zu Beginn der 1990er Jahre hat sich die Zahl der Gemeindegründungen in Deutschland erhöht. Nicht zuletzt kam der Anstoß zur Verbandsgründung durch den damaligen Reisu-l-ulema von Bosnien, Mustafa Cerić (1993-2012), wodurch der Verband als Auslandsorganisation Teil der Islamischen Gemeinschaft Bosnien und Herzegowina wurde. In diesem Rahmen ist seit 2019 ein eigenständiges Muftiat für Westeuropa für die Bosniak:innen in Deutschland zuständig. Als kleiner Verband ist die IGBD weiterhin intensiv mit dem Aufbau und der Professionalisierung der Verwaltung, Mitgliederorganisation, Bereitstellung religiöser Dienstleistungen und des religiösen Personals sowie der Öffentlichkeitsarbeit beschäftigt.

Die IGBD verweist in Bezug auf den interreligiösen Dialog auf die Erfahrungen im interreligiösen Zusammenleben in Bosnien. Zenahir Mraković, Präsident der IGBD seit 2022, erklärte anlässlich einer Vorstandszusammenkunft mit verbandsinternen Dialogbeauftragten, dass die Frage des interreligiösen Dialogs eine der wichtigsten Fragen in jeder multiethnischen und multikulturellen Gesellschaft sei. Gerade gegen die Instrumentalisierung von Glaube und Religion, welche zur Spaltung und Ausgrenzung aus der Gesellschaft eingesetzt werde, gelte es zu handeln. Als autochthone europäische Muslim:innen könne die IGBD auf eine reiche kulturelle und religiöse Tradition zurückblicken, welche wichtige Erfahrungen und Ressourcen für die Bejahung von Dialog und Zusammenleben in einer multikulturellen Gesellschaft wie Deutschland darstellten (https://igbd.org/bs/aktuelnosti/odrzan-sastanak-sa-referentima-za-dijalog-izbnj/156). Bereits der langjährige frühere Vorsitzende Edin Atlagic hatte auf die jahrhundertelangen Erfahrungen im multireligiösen Zusammenleben verwiesen, in denen sich die universellen islamischen Prinzipien des Pluralismus, des Respekts für Andersgläubige sowie gegenseitiger Respekt bewährt hätten (Interview vom 18.04.2013, www.igbd.org). Darauf, dass diese Werte sowie Freiheit und Dialog tief in der islamischen Glaubenstradition verwurzelt seien und als eigene Werte betrachtet werden, machte auch Osman Kozlić, Mufti für Westeuropa seit 2019, bei seiner Amtseinsetzung aufmerksam. In Freitagspredigten wird dem Zusammenleben mit Christ:innen und Jüd:innen ebenfalls von Zeit zu Zeit Raum gegeben, das insbesondere als koranisches Gebot und Prophetentradition legitimiert wird (z.B. Freitagspredigt vom 23.12.2016 Muslime, Christen, Juden müssen zusammenkommen, weil es nicht anders geht).

Der Verband engagiert sich schon seit langem im interreligiösen Dialog. Bereits vor über 25 Jahren, kurz nach Gründung des Verbandes, war Mustafa Klanco, der erste Hauptimam und zugleich Präsident der IGBD, einer der ersten Teilnehmer des Theologenkreises von Kamp-Lintfort, dem einstigen Sitz des Verbandes. Hierbei handelt es sich um einen Expertenkreis, der sich für Toleranz, Respekt und gegenseitiges Vertrauen und über alle religiösen und kulturellen Unterschiede hinweg für das gute Zusammenleben in der Stadt einsetzt. Die IGBD ist als Bundesverband wie auch auf Landesebene in vielfältige staatliche und interreligiöse Dialoge und Initiativen eingebunden, so z.B. in Baden-Württemberg in die Jahresgespräche zwischen Landesbischöfen und Muslim:innen oder bei der gemeinsamen Erklärung zur Förderung eines friedvollen Miteinanders an Schulen in Baden-Württemberg (2015). Nicht nur auf Bundes- oder Landesebene, auch die Ortsgemeinden der IGBD bringen sich in diverse lokale interreligiöse Aktivitäten ein. Einzelne Gemeinden wie die Islamische Gemeinschaft Stuttgart e.V., das Islamische Kulturzentrum der Bosniaken in Berlin e.V. oder die Islamische Gemeinschaft-Dzema’at Kamp-Lintfort e.V. sind wichtige Partnerinnen im lokalen, regionalen und auch internationalen Dialoggeschehen. Im interreligiösen Dialog ist die IGBD entsprechend ihrer Größe gut vertreten und als Dialogpartnerin gern angefragt (Schmid/Akca/Barwig, 2008).

Innerhalb der Organisationsstruktur gibt es mittlerweile auf Bundesebene den Referenten für den Dialog mit Kirchen und anderen nichtmuslimischen Gemeinschaften sowie auf Landesebene jeweils einen Koordinator für Dialog und Institutionelle Zusammenarbeit. Bundes-Dialogreferent ist mit Benjamin Idriz der bekannte und im Dialog engagierte Autor und Imam der Penzberger Gemeinde. Auch auf der Ebene der Ortsgemeinden gibt es Ansprechpartner:innen für den Dialog: Aufgrund des gestiegenen Bedarfs an dialogfähigen Ehrenamtlichen hat der Verband 2016 in Bildungsseminaren Mitarbeiter:innen für den interreligiösen und gesellschaftlichen Dialog ausbilden lassen, um grundlegende Kenntnisse und Fähigkeiten für einen gelingenden Dialog zu vermitteln.

Islamische Gemeinschaft der schiitischen Gemeinden Deutschlands e.V. (IGS)

Die Islamische Gemeinschaft der schiitischen Gemeinden Deutschlands e.V. (IGS) wurde 2009 in Hamburg gegründet. Es handelt sich um einen Verband schiitischer Ausrichtung, der europaweit vernetzt ist. Ihr angeschlossen sind etwa 180 schiitische Gemeinden in Deutschland. Vier Landesorganisationen sind bisher etabliert worden, eine fünfte ist im Aufbau. Auf Bundesebene ist dem Vorstand ein Gelehrtenrat beigestellt, der für religiöse Angelegenheiten zuständig ist. Die IGS ist bisher lediglich Mitglied des Islamischen Kompetenzzentrums für Wohlfahrtswesen e.V. (IKW). Langfristig ist auch eine Mitgliedschaft in Länder-Schuren und bundesweiten Verbünden wie dem Koordinationsrat der Muslime e.V. angestrebt. Assoziiertes Mitglied der IGS ist das Al-Mustafa-Institut für Kultur-, Humanwissenschaften und islamische Studien in Berlin, das 2016 etabliert wurde. Ideell verbunden mit der IGS ist auch die Islamische Akademie Deutschland e.V. (IAD) in Hamburg, die als Islamische Wissenschaftliche Akademie von Abduljavad Falaturi bereits 1978 ins Leben gerufen wurde.

Als erste schiitische Gemeinde in Deutschland gilt das Islamische Zentrum Hamburg e.V. (IZH), das 1953 gegründet und auf dessen Initiative die IGS etabliert wurde. Seit Bestehen ist das IZH in Kontakt mit der deutschsprachigen Umwelt und schon in den 1960er Jahren veranstaltete es die ersten Diskussionsabende in deutscher Sprache, die eng mit dem Wirken von Imam Mehdi Razvi verbunden sind.

Zu erwähnen ist auch die seit über 30 Jahren erscheinende deutschsprachige Zeitschrift Al-Fadschr, die zunächst vom IZH und gegenwärtig von der IAD herausgegeben wird, die auch regelmäßig interreligiöse und interkulturelle Themen beinhaltet.

Die Position der IGS zu anderen Religionsgemeinschaften ist durch die koranische Grundlage der grundsätzlichen Anerkennung geprägt. Insbesondere betont die IGS den gegenseitigen Respekt vor dem Glauben und vor der religiösen Praxis wie auch den Schutz von Leben und Gotteshäusern. Beispielsweise betonte Mahmood Khalilzadeh, Vorsitzende der IGS von 2013 bis 2020, im Rahmen einer Pressemitteilung zum Terroranschlag in Saint-Étienne-du-Rouvray in Frankreich im Jahre 2016, bei dem ein Priester während eines Gottesdienstes in einer Kirche durch zwei muslimische Attentäter mit Berufung auf den Islam ermordet wurde, dass dieser „mörderische Terrorakt“ als „Anschlag gegen die Christen als Ganzes“ zu verstehen sei und „als schändlicher Akt gegen die Religion an sich“ bewertet werden müsse. „Unsere Gedanken sind bei unseren Geschwistern im abrahamitischen Glauben, speziell bei den Opfern und ihren Angehörigen und der katholischen Gemeinde von Rouen.“ (https://igs-deutschland.org/news/presse/presseerklaerung/397-pressemitteilung-zum-terrorakt-gegen-das-leben-des-priesters-von-rouen). In ihrem Positionspapier zur Rolle der Religionsgemeinschaften in der Flüchtlingshilfe hebt der IGS hervor, dass das Christentum, der Islam und das Judentum „das ethische Gebot der Nächstenliebe als hohes moralisches Gut“ teilten und dass dies „unabhängig von der Herkunft oder den Bekenntnissen der Hilfsbedürftigen“ gelte. Dabei beruft sich die IGS auf den Propheten Muhammad, der bekannt war „für das Umsorgen seiner nichtmuslimischen Nachbarn in schwierigen Zeiten – ungeachtet dessen, ob diese sich ihm feindlich gesonnen zeigten oder nicht“ (https://igs-deutschland.org/news/presse/presseerklaerung/395-positionspapier-der-igs-zur-rolle-der-religionsgemeinschaften-in-der-fluechtlingshilfe).

Ungeachtet der Positionen und Aktivitäten im interreligiösen Dialog steht die IGS wie auch das IZH wegen ihrer Anerkennung der schiitischen Lehrautorität in Iran politisch unter starkem Druck. Insbesondere das Islamische Zentrum Hamburg e.V. wird wegen „antisemitischer und antiisraelischer Grundeinstellung“ vom Bundesverfassungsschutz (Verfassungsschutzbericht BMI 2021, 197, 225) beobachtet. Das IZH wird als „Propagandazentrum des Iran in Europa“ angesehen, das über die IGS „die gesellschaftlichen, politischen und religiösen Grundwerte“ des Iran verbreite (Verfassungsschutzbericht BMI 2021, 197). Allerdings legt der letzte Verfassungsbericht keine aktuellen Belege vor. Im Zuge der Proteste in Iran wurde im November 2022 bekannt, dass ein Verbotsverfahren gegen das IZH angestrebt werden solle.

Spezifische Ansprechpartner:innen oder Beauftragte für Dialogangelegenheiten weist der Verband nicht aus. Anfragen können auf Gemeindeebene an die Vereinssprecher oder direkt an die Vorsitzenden gerichtet werden; auf Bundesebene bearbeitet der Vorstand alle Anfragen.

Das Hizmet-/Gülen-Netzwerk

Fethullah Gülen (geb. 1938), türkeistämmiger Theologe und Prediger, der seit 1999 in den USA lebt, ist die schillernde Figur eines weltweit aktiven Netzwerkes von Muslim:innen. Dieses als Gülen– oder Hizmet-Bewegung bekannt gewordene Netzwerk ist in Deutschland insbesondere im Bildungsbereich und in der Dialogarbeit aktiv. Gülen hat angesichts einer modernen, individualistischen Welt eine Theologie entwickelt, in dem das Muslim-Sein eng mit dem Dienst am Menschen verknüpft ist: Um Gottes Wohlgefallen zu erlangen, ist der Dienst (wörtlich für hizmet) am und für den Menschen sowie allumfassendes Wissen von Mensch und Welt zentral (Agai, 2010, 9-28; Agai, 2011, 50-51).

Daran anknüpfend hat Gülen dem interreligiösen Dialog eine große Bedeutung beigemessen. Gülen selbst traf sich 1998 mit dem Papst Johannes Paul II. (1978-2005) in Rom. Den interreligiösen Dialog sieht er insbesondere aus pluralistischer Perspektive als wichtig an. In einer Welt, in der Menschen mit unterschiedlichem Glauben, Sitten und Traditionen zusammenleben, könne nur der Respekt vor diesen den Frieden zwischen den Menschen herstellen (Sambur, 2011).

Zahlreiche Vereine und Initiativen in Deutschland, die sich von muslimischer Seite dem Dialog verschrieben haben, sind dem Netzwerk zugehörig. Der Bund Deutscher Dialog Institutionen (BDDI) ist die Koordinationsplattform der einzelnen Dialogvereine. Die Stiftung Dialog und Bildung (SDuB), die 2013 mit Sitz in Berlin gegründet wurde, versteht sich als Ansprechpartnerin für Hizmet in Deutschland und informiert über die Arbeit der einzelnen Vereine. Vorsitzender der Stiftung und das Gesicht der Bewegung in Deutschland ist Ercan Karakoyun. Die Stiftung ist Mitglied des Bundesverbands Deutscher Stiftungen. Ziel der Stiftung ist der Dialog mit der Zivilgesellschaft und zugleich Lobbyarbeit für die Hizmet-Bewegung in Deutschland, die insbesondere nach den politischen Entwicklungen in der Türkei nach 2016 notwendig wurde. Die SDuB will den interkulturellen und interreligiösen Dialog fördern und neue, auf gesellschaftliche Teilhabe ausgerichtete Bildungskonzepte in Deutschland stärken. Auf der Homepage der Stiftung für Dialog und Bildung ist zu lesen, dass ein jeder Mensch durch individuellen Respekt vor dem Anderen Verantwortung für das gesellschaftliche Miteinander trage. Wert legt die Bewegung zudem darauf, dass die kollektive und individuelle Vielfalt als Reichtum betrachtet werden solle, solange sie nicht im Widerspruch zu den grundlegenden Menschenrechten stehe (https://sdub.de/grundwerte-hizmet/). Ein weiterer wichtiger Verein im Netzwerk ist das Forum für Interkulturellen Dialog e.V. (FIDeV, Berlin), das 2002 gegründet wurde und dessen Ehrenvorsitzender Gülen selbst ist. Das Vereinsziel von FID e.V. ist es, auf ein „friedliches Zusammenleben in Deutschland hinzuwirken, indem wir Menschen mit unterschiedlichen Überzeugungen […] zusammenbringen. […] Als ideelle Grundlage all unseres Handelns verstehen wir die Werte der Freiheit und Gleichheit, die sich in der ‚Allgemeine Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen‘ ausdrücken“.

Die Hizmet-Bewegung hat in den vergangenen Jahrzehnten ein weltweit aktives Netzwerk aufgebaut und insbesondere in der Türkei auf gesellschaftliche und politische Teilhabe ihrer Anhänger:innen hingewirkt, was ihr in drei Dekaden auch sukzessiv gelungen ist. Umfassend hat sie in wirtschaftliche, gewerkschaftliche, militärische, juristische, bildungstechnische und sozialfürsorgliche Bereiche der Gesellschaft hineingewirkt und ist so zur stärksten religiös-zivilen Bewegung in der Türkei aufgestiegen, die seit Ende der 2000er Jahre auch über politische Macht verfügte. Doch der gescheiterte Putschversuch 2016 in der Türkei hat das zivile Ende des Netzwerks in der Türkei besiegelt: Die komplette türkische Staatsführung – einschließlich der Opposition – beschuldigt bis heute Fethullah Gülen Drahtzieher des Putschversuchs zu sein. Trotz der vehementen Zurückweisung prominenter Hizmet-Akteur:innen, am Putsch beteiligt zu sein, begann eine Verfolgungswelle von Anhänger:innen, Sympathisant:innen und Mitgliedern des Hizmet-Netzwerks, das in türkischen Kreisen den Namen FETÖ, Fethullah Gülen Terror-Organisation, erhalten hat. Dies wirkte sich auch auf die Dialog-Situation in Deutschland aus, da nun Hizmet-nahe Dialogakteur:innen unter Generalverdacht gerieten. Bis heute sind gemeinsame Dialogveranstaltungen schwierig.

Folgerichtig führen Akteur:innen aus dem Hizmet-Netzwerk mittlerweile den Dialog mit christlichen und jüdischen Partner:innen im Wesentlichen eigenständig ohne andere muslimische Partner:innen. Zu erwähnen sind hier z.B. das trialogische Gebäude-Projekt House of One in Berlin, Kooperationen im Ruhrdialog, einem lokalen Dialogvorstoß zur Förderung des zivilen Engagements in der Demokratie, oder auch die Dialog-Akademie, eine Online-Veranstaltungsreihe zur Reflexion des Dialogs mit der Katholischen Kirche in Deutschland 2020 bis 2021. Hinzuweisen ist auf die Dialogveranstaltungen des FID e.V., das 2020 das Videocast-Format Lass uns reden!, als Plattform für Interessierte im interreligiösen Dialog ins Leben gerufen hat sowie die Mitwirkung von FID e.V. an trialogischen Zusammenkommen beispielsweise auf dem Ökumenischen Kirchentag 2021.

Liberal-islamischer Bund e.V. (LIB)

Der Liberal-islamische Bund e.V. (LIB) mit Sitz in Köln hat sich 2010 gegründet. Ihm sind mittlerweile sieben Gemeinden angeschlossen. Der LIB ist als Repräsentant liberal-progressiver Positionen auch im interreligiösen Dialog aktiv. Laut seiner Selbstdarstellung bietet der LIB „allen Bürgerinnen und Bürgern ein Forum, die sich wertschätzend mit islamischen, interreligiösen und gesellschaftlichen Fragestellungen auseinandersetzen wollen. Er ist offen für vielfältige Sichtweisen“ (https://lib-ev.de/?c=2). Er wendet sich gegen „jegliche Form von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit – sei es Antisemitismus, Christ*innenfeindlichkeit, antimuslimischer Rassismus, Queerfeindlichkeit etc.“ (ebd.) Prominent in Erscheinung getreten ist der LIB insbesondere durch die öffentlich präsenten muslimischen Denkerinnen Lamya Kaddor und Rabeya Müller, die zunächst Gründungmitglieder und -vorsitzende waren und heute im Beirat des LIB sind.

Der LIB ist Mitglied u.a. des Hessischen Forums für Religion und Gesellschaft (HFRG) und ist mit verschiedenen Kirchen und interreligiösen Initiativen vernetzt. Er beteiligt sich an zahlreichen interreligiösen Veranstaltungen wie z.B. an christlich-muslimischen Begegnungsfeiern und Gottesdiensten. Erwähnenswert ist zudem, dass die Imamin Rabeya Müller Trauungen für interreligiöse Eheschließungen durchführt, auch für Musliminnen sowie homosexuelle Paare.

JUMA – jung, muslimisch, aktiv e.V.

JUMA ist ein bundesweit aktiver Verein von und für junge Muslim:innen, der seit 2010 besteht. Er bringt Muslim:innen unterschiedlicher Gemeinden, Herkunft und religiöser Ausrichtung, Identität und Praxis zusammen. JUMA-Mitglieder sind besonders aktiv im Austausch mit Akteur:innen aus Politik, Wirtschaft, Medien, Wissenschaft und Kultur und sind als empowernde Selbstorganisation sozial und politisch aktiv. Ursprünglich in Berlin entstanden gibt es mittlerweile weitere lokale Gruppen in anderen Bundesländern und Städten.

JUMA engagiert sich explizit auch im interreligiösen Dialog, für mehr gegenseitige Verständigung und Akzeptanz. Der Verein setzt sich insbesondere für die Ausbildung von Multiplikator:innen und Trainer:innen unter Gleichaltrigen und im Bildungswesen ein wie z.B. im Projekt Interreligious Peers mit persönlichen Begegnungen und Workshops in Schulen und mit christlichen Jugendgruppen.

Bund moslemischer Pfadfinder und Pfadfinderinnen Deutschlands e.V. (BMPPD)

Der Bund moslemischer Pfadfinder und Pfadfinderinnen Deutschlands e.V. (BMPPD) wurde 2010 gegründet und hat seine Zentrale in Wiesbaden. Er geht auf die Initiative junger Muslim:innen zurück, die als Kinder selbst Pfadfinder:innen in anderen Gruppierungen waren. Mittlerweile hat der Verband etwa 450 Einzelmitglieder. Lokale Gruppen gibt es in Berlin, Nordrhein-Westfalen, Hessen, Rheinland-Pfalz und Hamburg. Zu den Aktivitäten des BMPPD zählen regelmäßig stattfindende Pfadfinder:innen-Lager und Seminare.

Der BMPPD bekennt sich „in der Nachfolge des Korans [..] zur dialogischen Begegnung mit Menschen anderen Glaubens, Rasse, Hautfarbe, Sprachgemeinschaft und Nationalität, die es als gleichberechtigte Partner anerkennt“ (https://muslimische-pfadfinder.de/wer-wir-sind/). Er kooperiert mit den katholischen St.-Georgs-Pfadfindern (DPSG), dem Amt für Jugendarbeit der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW), dem Verband Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder Land Westfalen (VCP) und weiteren christlichen und kirchlichen Jugendgruppen und Dekanaten. Neben gemeinsamen Begegnungslagern und Abendveranstaltungen ist er auch auf Kirchentagen ehrenamtlich engagiert.

3. Islamische Zusammenschlüsse in Deutschland (Bundesebene)

Koordinationsrat der Muslime e.V. (KRM)

Der Koordinationsrat der Muslime e.V. (KRM) ist ein Zusammenschluss der Dachverbände DITIB, VIKZ, Islamrat und Zentralrat der Muslime e.V. 2019 kamen die UIAZD (Union der Islamisch-Albanischen Zentren in Deutschland e.V., gegr. 2007) und der ZRMD (Zentralrat der Marokkaner in Deutschland e.V., gegr. 2008) dazu. Die IGBD hat ebenfalls Interesse bekundet, eine interne Abstimmung steht noch aus. Damit vereint der 2007 gegründete KRM einen großen Teil der islamischen Organisationen und Verbände, versteht sich selbst als Vertretung der Muslim:innen in Deutschland und deren Ansprechpartner für Politik und Gesellschaft. Die Rolle des Sprechers/der Sprecherin des KRM wird im halbjährlichen Turnus (immer 1. April und 1. Oktober) durch Vorsitzende oder andere Repräsentant:innen der Mitgliedsverbände übernommen. Der KRM begleitet insbesondere öffentliche Diskussionen und Ereignisse, z.T. sehr kritisch, kommentiert Reden und Handlungen von Politiker:innen und nimmt zu relevanten Themen öffentlich Stellung, z.B. zur Beschneidungsdebatte 2013, zu rassistisch motivierten Anschlägen auf religiöse Einrichtungen wie in Hanau (2020) und Halle (2019) und anderes.

Der KRM setzt sich unter anderem für den interreligiösen Dialog ein. Von Anfang an besteht die Tradition der jährlichen Spitzengespräche von Repräsentant:innen des Islams in Deutschland mit dem Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland. Ein Resultat dieser Gespräche war 2015 die gemeinsame Herausgabe der Publikation Dialogratgeber zur Förderung der Begegnung zwischen Christen und Muslimen in Deutschland. Ziel dieses Interreligiösen Knigge ist zum einen die praktische Hilfestellung im alltäglichen und institutionellen Miteinander von evangelischen Christ:innen und Muslim:innen in Deutschland und zum anderen die Festlegung eines gewissen Standards der interreligiösen Begegnung. Ebenso pflegen der KRM und seine Mitgliedsverbände Kontakt zu Leitungspersonen der katholischen Kirche und sind an der Mitwirkung bei Dialogvorhaben und Gesprächen mit anderen Religionsgemeinschaften interessiert.

Darüber hinaus laden seit 2007 alle im KRM vertretenen islamischen Verbände gemeinsam zum alljährlichen Tag der offenen Moschee ein, für diesen der KRM jährlich ein Motto auswählt sowie Materialien und andere Hilfen zur Verfügung stellt (z.B. 2022: Knappe Ressourcen – Große Verantwortung, 2020: Glaube in außergewöhnlichen Zeiten).

Islamrat für die Bundesrepublik Deutschland e.V.

Der Islamrat für die Bundesrepublik Deutschland e.V. (kurz Islamrat), ist bereits 1986 als Zusammenschluss des VIKZ (1988 wieder ausgeschieden), der Jama’at-un Nur Köln e.V., des Islamischen Weltkongresses/Deutsche Sektion e.V. und der sufischen Gemeinschaft Les amis de l’Islam e.V. gegründet worden. Die IGMG, die heute die stärkste Organisation innerhalb des Islamrats ist, ist 1990 beigetreten. Insgesamt hat der Islamrat 37 Mitgliedsvereine und ist Gründungsmitglied des Koordinationsrats der Muslime e.V. (KRM).

Der Islamrat vertritt eine offene Haltung gegenüber dem christlich-islamischen Dialog. Nur durch Dialog im Sinne eines gegenseitigen Kennenlernens könnten Religionen „ihren positiven Einfluss auf den Zusammenhalt in der Gesellschaft entfalten und Vorurteile abgebaut werden“, so bereits Ali Kızılkaya, langjähriger Vorsitzender des Islamrats bis 2015. Dialog garantiere das friedliche Zusammenleben unterschiedlicher religiöser Gruppen.

Der Islamrat ist in den letzten Jahren als Gastgeber von interreligiösen Veranstaltungen aufgefallen: Er greift in der Öffentlichkeit kontrovers diskutierte Themen auf, die häufig mit Muslim:innen in Verbindung gebracht werden, und integriert eine dezidiert interreligiöse Perspektive. So beleuchtete er z.B. das Thema Schmähung religiöser Symbole und Meinungsfreiheit und lud hierzu christliche Vertreter:innen ein, um das Thema umfassender zu behandeln und in vergleichender Weise Raum für die christliche Sicht zu geben.

Der Islamrat ist Mitglied im Runden Tisch der Religion und wird dort durch seinen Vorsitzenden Burhan Kesici (seit 2015) vertreten. Er kooperiert in vielen interreligiösen Projekten wie z.B. seit 2004 im Projekt Weißt du, wer ich bin? und ist Schirmherr von verschiedenen interreligiösen Events wie z.B. des traditionsreichen interreligiösen Fußballspiels in Berlin (Pfarrer vs. Imame).

Ansprechpartnerin für den interreligiösen Dialog ist Dunya Elemenler, die das Referat für interreligiöse Begegnung und Zusammenarbeit der IGMG und des Islamrats verantwortet.

Zentralrat der Muslime e.V. (ZMD)

Der Zentralrat der Muslime e.V. (ZMD) ist aus dem Islamischen Arbeitskreis Deutschland (IAK, entstanden 1987/88) im Jahre 1994 hervorgegangen. Der IAK bestand aus den damals größten islamischen Verbänden DITIB, VIKZ, AMGT (heute IGMG) und ATIB (Union der Türkisch-Islamischen Kulturvereine in Europa e.V., gegr. 1988), sowie dem Islamischen Zentrum München (gegr. 1960/1973), Islamischen Zentrum Aachen (gegr. 1979) und dem Islamischen Zentrum Hamburg (IZH). Allerdings sind die beiden größten Verbände, AMGT und DITIB, noch vor der Gründung des ZMD aus dem Verbund ausgetreten. Heute vereint der ZMD nach eigenen Angaben elf Landesverbände, 14 Dachorganisationen und etwa 300 Gemeinden, zudem sind ihr sechs assoziierte Vereine angeschlossen. Der ZMD ist Gründungsmitglied des Koordinationsrats der Muslime e.V. (KRM).

Die Aktivitäten des ZMD im interreligiösen Dialog gehen bis in die 1980er Jahre zurück. Er hat sich als häufigster Ansprech- und Kooperationspartner für verschiedene kirchliche Initiativen (wie z.B. das Projekt Begegnung mit Muslimen auf den evangelischen Kirchentagen und den Katholikentagen; Projekt Lade Deinen Nachbarn ein, Projekt Weißt Du, wer ich bin?) und interreligiöser Veranstaltungen etabliert. Auf der Homepage verweist der ZMD darauf, dass er „Dialog- und Ansprechpartner für die Politik und die verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen – insbesondere für die Religionsgemeinschaften“ und „seit nunmehr Jahrzehnten [..] im christlichen und jüdische[n] Dialog aktiv“ ist (https://zentralrat.de/2594.php). Der durch den ZMD erstmals 1997 initiierte Tag der offenen Moschee am 3. Oktober ist mittlerweile Tradition im islamischen Feld geworden. Im Zusammenhang mit dem muslimischen Beitrag zum interreligiösen Dialog wird die Dialogarbeit des ZMD als eine der frühesten Initiativen besonders hervorgehoben. Der Erfolg des ZMD ist eng mit der Website www.islam.de verbunden, mit dem frühzeitig eine Internet-Plattform für muslimisches Leben in Deutschland geschaffen wurde. Hier sind christlich-islamische Initiativen sowie christliche und muslimische Einrichtungen, die im Dialog tätig sind, verzeichnet sowie verlinkt (http://www.islam.de/2584).

In der 2002 veröffentlichten Islamischen Charta des ZMD, der aufgrund ihres Pioniercharakters in der Verhältnisbestimmung der Muslim:innen zu Staat und Gesellschaft ein besonderer Wert beigemessen wird, wird die Schaffung einer „Vertrauensbasis, die ein konstruktives Zusammenleben der Muslime mit der Mehrheitsgesellschaft und allen anderen Minderheiten ermöglicht“, als „wichtigste Aufgabe“ bezeichnet. Hierzu zählt der ZMD den „Abbau von Vorurteilen durch Aufklärung und Transparenz ebenso wie Öffnung und Dialog“. Daneben sind für den ZMD auch genuin theologische Gründe ausschlaggebend: Aiman Mazyek, Vorsitzender seit 2010, zählt anlässlich des Reformationstags in der Laurentiuskirche Altdorf 2016 die grundlegendsten Aspekte auf: Der Koran als Gottes Wort rufe zur Akzeptanz und zum Schutz anderer Religionen und Religionsangehörigen auf, bejahe Religionsfreiheit sowie Religionsfrieden und verkünde, dass die Vielfalt der Menschen Gottes Wille und Zeichen sei. Die Menschen sollten in guten Dingen wetteifern und sich für Gerechtigkeit einsetzen, was das Engagement der Muslim:innen für Angehörige anderen Glaubens sowie zum Schutz ihrer Gebetshäuser einschließe. Zudem unterstreicht Mazyek die Bedeutung der koranisch-biblischen Figuren Abraham, Maria und Jesus als verehrungswürdige gottgeleitete Personen als gemeinsames Erbe. Der Koran und die Sunna des Propheten verpflichteten die Muslim:innen heute in einen konstruktiven Dialog mit Christ:innen und Jüd:innen zu gehen. Mazyek mahnt zudem an, nicht nur die trennenden und verbindenden Aspekte des Glaubens zu besprechen, sondern auch den gesellschaftlichen Dialog voranzubringen: „Wir brauchen heute mehr denn je die Stimmen aller Religionsgemeinschaften, der Kirchen, der Christinnen und Christen, Jüdinnen und Juden ja, aller Menschen guten Willens mit humanistischer Gestaltungskraft, die die Stimme der Solidarität, des Füreinandereinstehens, des Mitgefühls für den Fremden und für den Nachbarn erheben“ (http://zentralrat.de/28137.php).

Erwähnenswert ist die gemeinsame Initiative des ZMD mit dem Zentrum Oekumene der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau und der Evangelischen Kirchen von Kurhessen-Waldeck, die Marrakesh Declaration auch in deutscher Übersetzung öffentlich verfügbar zu machen (https://islam.de/files/pdf/u/Marrakeschdeklaration.pdf). Diese Erklärung zur Zukunft des religiösen Miteinanders und zu den Rechten von religiösen Minderheiten wurde 2016 von über 250 muslimischen Gelehrten, Staatsoberhäuptern, und hochrangigen Repräsentanten verabschiedet.

Der ZMD ist u.a. Mitglied im Runden Tisch der Religionen sowie in internationalen und nationalen Dialoginitiativen, Gesprächskreisen und Kommissionen wie z.B. im Gesprächskreis Christen und Muslime beim Zentralkomitee der deutschen Katholiken. Dialog- und Kirchenbeauftragter des ZMD ist aktuell Ahmad Aweimer.

Der Artikel basiert auf Forschungen, die mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wurden (Förderkennzeichen: 01UD1907Y). Ich danke auch herzlich Sarah Daroui für ihre Unterstützung bei der Recherche

Zitierte Literatur

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Stenske, Leonie / Bioly, Tom: Muslimisches Leben in Ostdeutschland. Universität Leipzig. 2021. Open Access: https://ul.qucosa.de/api/qucosa%3A75859/attachment/ATT-0/

Author

  • Dr., Berlin, geb. 1979, muslimisch (sunnitisch?); Leiterin der Nachwuchsforschungsgruppe "Islamische Theologie im Kontext: Wissenschaft und Gesellschaft" am Berliner Institut für Islamische Theologie, Humboldt-Universität zu Berlin.

Andere Texte zu diesem Kapitel

Akteure

Katholische Akteure

Das Zweite Vatikanische Konzil hat dem interreligiösen Dialog bzw. dem christlich-islamischen Dialog eine neue Grundlage gegeben, dessen Impulse in der darauffolgenden Zeit kontinuierlich weiterentwickelt und vertieft wurden. Hierzu gehört eine akademisch-theologische Rezeption ebenso wie eine spirituelle. Ordensgemeinschaften, neue geistliche Bewegungen, katholische Akademien leisteten Pionierarbeit bei der Umsetzung und Verbreitung der Inhalte, indem sie die zum Teil theoretischen Überlegungen zum Islam und dem Dialog in der konkreten Begegnung mit Musliminnen und Muslimen lebendig werden ließen.
Der Autor stellt im folgenden Beitrag exemplarisch die katholischen Institutionen und Einrichtungen vor, von den vatikanischen Einrichtungen bis zu den Islam- und Dialogbeauftragten der einzelnen Diözesen in Deutschland. Arbeitsstellen wie CIBEDO oder Stiftungen bemühen sich überregional um eine aktive Weiterentwicklung des Dialogs und fördern „mit Klugheit und Liebe“ (Nostra Aetate 2) die Begegnung für ein friedliches Miteinander.

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Evangelische Akteure

Die Zuwanderung von Muslimen nach Deutschland war der Anstoß, dass die evangelische Kirche be-gann, sich seit den 1970er Jahren mit dem Verhältnis zum Islam zu beschäftigen, obwohl in den in-ternationalen ökumenischen Beziehungen diese Frage schon früher eine Rolle spielte. Seit den 1990er Jahren wurden zahlreiche Positionen und Handreichungen erarbeitet und auch Begegnungen und Dialoge durchgeführt und gemeinsame Gremien mit muslimischen Partnern etabliert. Lokale Kirchengemeinden suchten Kontakte zu Moscheegemeinden. Zahlreiche kirchliche Arbeitsbereiche pflegen die christlich-islamische Kooperation, führen Projekte und Tagung auf lokaler, regionaler und internationaler Eben durch.

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Christlich-islamischer Dialog in Österreich

Die Geschichte des österreichischen Kaiserreichs führte bereits 1912 zu einer Anerkennung des Islam in Österreich. Diese historische Einwurzelung war die Basis für die 1978 erfolgte Gründung der „Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich“. Zahlreiche weitere islamische Verbände haben sich seither daneben etabliert. Mit allen gab es seitens der katholischen Kirche von Österreich in unterschiedlichen Bezügen Dialogaktivitäten und Kooperationen. Zwei Akteure in diesem Geschehen, Agnes Tuna und Pfarrer Martin Rupprecht, geben einen Überblick im Wissen, dass alle genannten Beispiele fortlaufenden Veränderungsprozessen unterworfen sind.

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